Geburtshilfe schliesst: Spital Frutigen setzt auf Notfall und Psychiatrie

Das Spital Frutigen bleibt erhalten, aber anders: Die Geburtshilfe schliesst, dafür werden Notfall und Psychiatrie ausgebaut.

, 20. März 2025 um 12:25
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Spitäler-FMI-Standort Frutigen. Bild: zvg
Das Spital Frutigen bleibt erhalten, wird aber neu ausgerichtet: Die Geburtshilfe wird im April 2025 nach Interlaken verlegt, während die Notfallversorgung gestärkt und eine neue Psychiatrieabteilung aufgebaut wird. Grund für die Veränderungen sind finanzielle Engpässe und der akute Fachkräftemangel, teilen die Spitäler FMI mit.
Die medizinische Grundversorgung im Kandertal bleibe eine Herausforderung: Die Dichte an Hausärzten liege deutlich unter den Empfehlungen, während die Zahl der Notfallkonsultationen am Spital Frutigen weiter steigt. In dieser Situation soll die Notfallstation gestärkt und die Zusammenarbeit mit den Hausarztpraxen intensiviert werden. Auch die stationäre Grundversorgung wird weitergeführt – mit einem besonderen Fokus auf die Betreuung älterer Menschen.
«Es braucht das Spital Frutigen, um die Gesundheitsversorgung im östlichen Berner Oberland sicherstellen zu können. Gleichzeitig sind wir gefordert, die knappen personellen und finanziellen Ressourcen optimal einzusetzen», sagt FMI-Verwaltungsratspräsidentin Karin Ritschard Ugi.

Geburtshilfe in Interlaken

Wegen des Mangels an Hebammen und Fachkräften hat der Verwaltungsrat entschieden, die Geburtenabteilung am Spital Frutigen zu schliessen (Fahrzeit Frutigen ➡️ Interlaken ca. 30 Minuten, Adelboden ➡️ Interlaken ca. 50 Minuten).
Gleichzeitig erhält Frutigen eine neue psychiatrische Abteilung. Die Spitäler FMI AG plant, ab Herbst 2025 zehn stationäre Betten für Erwachsene anzubieten.
Ergänzend wird eine Tagesklinik entstehen. Die neue Station soll sich auf ältere Menschen und Krisenintervention spezialisieren. Zudem wird geprüft, ob ein Mutter-Kind-Angebot für psychische Belastungen rund um die Geburt – etwa postpartale Depressionen – aufgebaut werden kann.
  • Spitäler FMI suchen neue CEO. Daniela Wiest verlässt die Berner Oberländer Gesundheitsgruppe nach gut drei Jahren.

Aufbau «Gesundheitsnetzwerk Kandertal»

Die Spitäler fmi AG ist vom Kanton Bern mit der medizinischen Grundversorgung des östlichen Berner Oberlands beauftragt. Das will sie für die Bevölkerung und touristischen Gäste der Region mit bedarfsorientierten und wohnortnahen Lösungen sicherstellen. Voraussetzung dafür sind genügend qualifiziertes Fachpersonal und die wirtschaftliche Tragbarkeit.
Deshalb werden die beiden Standorte Interlaken und Frutigen in den einzelnen Fachdisziplinen künftig noch enger zusammenarbeiten. Kooperationen mit anderen Gesundheitsdienstleistern werden gestärkt. Dazu gehören andere Spitäler, aber auch Reha-Kliniken, Hausärztinnen und -ärzte, Spitexorganisationen sowie weitere Gesundheitsdienstleistende. Insbesondere im Kandertal wird das Spital Frutigen mit dem «Gesundheitsnetzwerk Kandertal» langfristig eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung der Region wahrnehmen.

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