Fri-Santé: Der sozialmedizinische Bereitschaftsdienst gerät an seine Grenzen

In Freiburg pflegt und begleitet der Verein Fri-Santé Personen, die am meisten benachteiligt sind. Was beunruhigt und Fragen aufwirft: Die Zahl der Konsultationen steigt stark.

, 11. Juni 2025 um 13:39
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Symbolbild: Nguyễn Hiệp / Unsplash
Der Verein Fri-Santé mit Sitz am Boulevard de Pérolles in Freiburg zieht Bilanz über das Jahr 2024: Es war geprägt von einem starken Anstieg der Nachfrage nach Pflegeleistungen. Der seit über zwanzig Jahren tätige Verein bietet eine sozialmedizinische Sprechstunde an, die allen gefährdeten Personen offen steht.
Der Auftrag geht über den Zugang zur Gesundheitsversorgung hinaus und umfasst auch Prävention, Gesundheitsförderung und die Wahrung der Rechte von Patientinnen und Patienten.
«Aufgrund einer prekären Situation haben manche Menschen keinen oder keinen Krankenversicherungsschutz und keinen Zugang zu den für ihre Gesundheit notwendigen Pflege- und Präventionsmassnahmen. Hier kommt Fri-Santé ins Spiel», erklärt der Verein auf seiner Website.

Eine Explosion der Anträge, ...

Nun ist Fri-Santé jedes Jahr mit einem starken Anstieg der Besucherzahlen und der Nachfrage nach Pflegeleistungen konfrontiert – in den letzten Jahren ist die Zahl der Konsultationen und der betreuten Patienten um fast 50 Prozent gestiegen.
Im Jahr 2024 wurden 1712 Beratungen durchgeführt, davon 949 medizinisch-pflegerische, 56 zahnmedizinische und 763 sozio-administrative Beratungen, insbesondere zur Zusammenstellung von Krankenversicherungsunterlagen. 162 neue Patienten wurden im Laufe des Jahres betreut, überwiegend Frauen. Dabei handelte es sich grösstenteils um Personen, die im Kanton leben, aber keine Aufenthaltsgenehmigung besitzen.
Fri-Santé betreibt auch ein Projekt namens Grisélidis, das sich der Unterstützung und Prävention von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern widmet und ebenfalls einen Anstieg des Bedarfs an Beratungen verzeichnet.

... und Teams, denen die Luft ausgeht

Die Personalausstattung im sozialmedizinischen Bereich wurde angesichts des wachsenden Andrangs kaum angepasst: Die Teams würden unter Hochdruck arbeiten, beklagt die Organisation in ihrem Jahresbericht. Die Sicherung des Fortbestands des Angebots werde eine der grössten Herausforderungen der nächsten Jahre sein. Mehrere Schlüsselpositionen müssen neu besetzt werden.
Madeleine Christinaz, verantwortliche Co-Direktorin des Programms Espace de soins, fasst die Situation in einem Interview mit der Zeitung «La Liberté» wie folgt zusammen: Fri-Santé sei «immer in der Not, die Leistungen zu garantieren, angesichts einer Zunahme der Anfragen».
Diese Spannung wirft Fragen auf: Wie sollen diese Personen betreut werden, wenn Fri-Santé nicht mehr in der Lage ist, seine Leistungen vollumfänglich zu erbringen? Welche Auswirkungen hat dies auf die Notfallstationen der Krankenhäuser? Ohne Legalisierung und Krankenversicherung bleiben diese Patientinnen und Patienten am Rande eines Systems, dessen Ausschluss einen hohen menschlichen und wirtschaftlichen Preis fordert.

Fri-Santé - Raum für Pflege und Orientierung

Fri-Santé ist ein Freiburger Verein, der auf Anregung von Médecins sans frontières (MSF) entstanden ist. Nach einem von MSF 2003 initiierten Pilotprojekt wurde zunächst ein Pflegedienst eingerichtet, der sich um die Personen kümmerte, die beim Zugang zur Gesundheitsversorgung am meisten gefährdet waren. Im Jahr 2004 übergab MSF das Projekt offiziell an die lokale Organisation, und Fri-Santé übernahm die volle Verantwortung.
Fri-Santé ist seit 2009 von den kantonalen Behörden anerkannt und verfügt über einen Leistungsauftrag mit der GSD. Sie bietet Begleitung beim Anschluss an die Krankenversicherung, beim Zugang zu Subventionen sowie medizinisch-pflegerische Beratungen, Präventionsmassnahmen und seit 2010 auch einen zahnärztlichen Notfalldienst an. Im Jahr 2014 kamen präventive Beratungen hinzu, wodurch ihre Rolle als Schlüsselakteur im Gesundheitswesen für die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen des Kantons Freiburg gestärkt wurde.

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