Fencheltee im Visier von Swissmedic

Das Heilmittelinstitut rät Schwangeren, Säuglingen und Kindern unter 4 Jahren von einer Einnahme ab. Das in Fencheltee enthaltene Estragol könnte die Gesundheit schädigen.

, 7. März 2024 um 09:07
image
Für Säuglinge und Kinder bis vier Jahren ist Schluss mit Fencheltee. Bild: Colin Maynard on Unsplash
Wer hat ihn nicht im Küchenschrank? Den Fencheltee. Er soll gegen Blähungen helfen, entkrampfende Eigenschaften haben und sogar gegen Entzündungen wirken. Jetzt aber steht der Fenchel im Fokus von Arzneimittelbehörden: Das darin enthaltene Estragol könnte schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben.
Bereits im November gab die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) eine Empfehlung ab, wonach der Fencheltee-Konsum erst für Kinder ab 4 Jahren empfohlen wird, Schwangere sollten ganz darauf verzichten.
Nun empfiehlt auch Swissmedic Schwangeren, Säuglingen und Kindern unter 4 Jahren vorläufig auf Fencheltee zu verzichten. In einer Mitteilung des Heilmittelinstitutes heisst es dazu: «Im Fenchel ist natürlicherweise Estragol enthalten. Neueste Studien weisen darauf hin, dass Estragol in hohen Mengen möglicherweise schädlich für die Gesundheit sein kann».
Die Relevanz der bisher vorliegenden Daten sei für den Menschen noch nicht abschliessend geklärt und Gegenstand der weiteren Forschung.

Schwierige Dosierung

Das Problem: Bei Tees ist eine exakte Dosierung des Wirkstoffes nicht möglich, ebenso hätten Faktoren wie die Wassertemperatur und -menge oder die Dauer des Ziehenlassens Einfluss auf die Menge der Inhaltsstoffe, die herausgelöst und somit konsumiert werden.
Eine österreichische Untersuchung fand denn auch Fenchel-Tees mit geringen Mengen Estragol, aber auch gehaltvolle Tees, die die Menge der Ersteren um fast das 60-fache überschritten.
Aus diesen Gründen empfiehlt Swissmedic:
  • Anwendung bei Kindern unter 4 Jahren nur in Absprache mit einer Medizinalperson.
  • Keine Anwendung während einer Schwangerschaft und in der Stillzeit.
Derzeit gibt es laut Swissmedic acht zugelassene Arzneimittel mit Fenchel. Estragol ist natürlicherweise in vielen Pflanzen enthalten, die als Lebensmittel konsumiert werden. Auch gibt es Fencheltees, die als Nahrungsmittel verkauft werden. Diese Produkte gehören nicht in die Zuständigkeit von Swissmedic.
  • Swissmedic
  • medikamente
  • Heilmittelinstitut
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image
Die Rechtsfrage der Woche

Vitamine und Versprechen: Was beim Verkauf von Nahrungsergänzungs-Mitteln gilt

Nahrungsergänzungsmittel füllen die Regale – in Apotheken, Supermärkten und Online-Shops. Aber viele Werbeversprechen sind unzulässig. Eine juristische Einordnung, wo die Grenzen verlaufen – und was bei der Vermarktung in der Schweiz zu beachten ist.

image

Versorgungssicherheit: Bundesrat kommt mit Gegenvorschlag

Die Volksinitiative zur medizinischen Versorgungssicherheit stösst in Bern auf Verständnis – aber nicht auf Zustimmung. Die Landesregierung präsentiert eine enger gefasste Alternative für mehr Arzneimittelsicherheit.

image

Seltene Krankheiten: Mehr Zulassungen, aber wenig Zusatznutzen bei Orphan Drugs

Über die Hälfte der neuen Medikamente bieten keinen echten Fortschritt. Und kaum je schaffen sie neue Lösungen für seltene Erkrankungen ohne Behandlungsmöglichkeiten.

image

Medikamente: Wo Europas Verteidigung auf der Kippe steht

Antibiotika, Anästhetika, Thrombolytika: Ohne sie bricht auch die Sicherheit eines Landes zusammen. 11 Gesundheitsminister fordern deshalb jetzt eine Arzneimittel-Offensive – mit Verteidigungsgeldern.

image

Swissmedic kennt bereits heute stark vereinfachte Zulassungsverfahren

Warum nicht die Zulassung von patentabgelaufenen Arzneimitteln vereinfachen? Weil es nichts bringt.

image

BAG: Whistleblowing-Plattform soll Missstände aufdecken

Integrität, Transparenz, Weitergabe von Vorteilen: Das Bundesamt für Gesundheit betreibt neu eine Whistleblowing-Plattform, um Verstösse zu melden.

Vom gleichen Autor

image

Lohnrunde in Berner Spitälern: Insel Gruppe steigert, Regionalspitäler zurückhaltend

Nach der Nullrunde 2025 erhalten die Mitarbeitenden der Berner Spitäler 2026 leichte Lohnerhöhungen – mit deutlichen Unterschieden zwischen der Insel Gruppe, Kliniken und Regionalspitälern.

image

UPK Basel: Wechsel an der Spitze

Nach 14 Jahren tritt Konrad Widmer als Präsident der Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel zurück. Katja Schott-Morgenroth übernimmt den Vorsitz, Jürg Nyfeler rückt in den Verwaltungsrat nach.

image

Obwalden führt Entschädigung für Bereitschaftsdienst ein

Hausärzte, die im ambulanten Notfalldienst Patienten betreuen, erhalten künftig eine stündliche Entschädigung. Der Schritt soll die Attraktivität des Standorts erhöhen.