Antibiotika: Apotheken müssen, Ärzte dürfen sie einzeln abgeben

Antibiotika sollen in der Schweiz nicht mehr nur in der Originalverpackung verkauft werden. Der Bundesrat ebnet den Weg für die Einzelabgabe.

, 25. Juni 2025 um 10:08
image
Einzel-Pillen statt ganze Originalverpackungen: Das will der Bundesrat den Arztpraxen künftig erlauben. Apotheken würden jedoch dazu verpflichtet. | Bild: Testalize.me / Unsplash
Der Bundesrat will die unsachgemässe Einnahme von Antibiotika und damit die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen reduzieren. Künftig sollen Apotheken dazu verpflichtet werden, Antibiotika auch in Teilmengen abzugeben. Keine solche Pflicht soll es vorderhand für Ärzte und Ärztinnen geben.
Damit will der Bundesrat die unterschiedlichen Rahmenbedingungen berücksichtigen, denen Apotheken und Ärzteschaft für die Umsetzung der Einzelabgabe unterliegen.
Später werde dann überprüft, ob eine Ausweitung der Pflicht auf die Ärzteschaft ebenfalls sinnvoll sei. Es wird dann auch abgeklärt, ob die Einzelabgabe für weitere Arzneimittel eingeführt werden soll.

Teurer für die Krankenkassen

Die Abgabe von Teilmengen würde den Krankenkassen unter dem Strich Mehrkosten von etwa 600'000 Franken bei der Grundversicherung verursachen. Gemäss Schätzungen betragen die jährlichen Kosten für die Umsetzung in den Apotheken rund 5,1 Millionen Franken, die Einsparungen bei den Antibiotika aber nur etwa 4,5 Millionen Franken.
Die Mehrkosten rechtfertig der Bundesrat mit dem gesundheitlichen Nutzen: «In 30 bis 50 Prozent der Fälle, in denen in der Schweiz Antibiotika verordnet wird, stimmt die verschriebene Menge nicht mit der Menge in der Originalverpackung überein», schreibt er. «Dies kann zu einer unsachgemässen Einnahme von Antibiotika führen und damit die Entstehung von Resistenzen begünstigen.»
Wenn Antibiotika einzeln statt in einer zu grossen Originalverpackung abgegeben werden können, würden auch weniger Antibiotika verschwendet und könnte Engpässe bei der Versorgung mit Antibiotika überbrückt werden, so die Überlegungen des Bundesrats.

  • pharma
  • Antibiotika
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Antibiotikaresistenzen: Bund will Spitäler besser rüsten

In jedem zweiten Spital fehlt ein vollständiges Programm zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen. Der Bund kündigt verstärkte Unterstützung beim Aufbau entsprechender Massnahmen an.

image

Apotheken dürfen mehr von ihrer Arbeit verrechnen

Der neue Tarifvertrag für die Apotheken regelt, wie viel die Verblisterung von Medikamenten und die Beratung künftig kosten darf.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Abnehmspritzen für Minderjährige: Erlaubt, aber wenig verordnet

Seit vier Monaten ist Wegovy auch für Kinder ab 12 Jahren zugelassen. Die Bedingungen sind aber streng. Zu streng, wie eine Kinderärztin kritisiert.

image

Bürokratie auf der Packung: Heilmittel-Firmen schlagen Alarm

Eine Allianz von Pharmafirmen wendet sich gegen die geplante Pflicht, individuelle Sicherheitsmerkmale auf Medikamentenpackungen zu setzen: Günstige Arzneimittel würden bedroht – obwohl es gar keinen Grund für die ganze Bürokratie gibt.

image

Weshalb die Apotheke neben dem neuen Spital Konkurs ging

Knall auf Fall fehlte der Apotheke Husmatt in Baden das Geld. Dabei hatte sie zuvor rund um die Uhr geöffnet.

Vom gleichen Autor

image

Krankenkasse kritisiert starke Zunahme der Computer-Tomographien

Letztes Jahr wurde bei etwa sieben Prozent der Bevölkerung mindestens eine CT des Rumpfes durchgeführt. Die Helsana ist besorgt über diese Zahlen.

image

Schaffhauser Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Kritik – Chefarzt tritt ab

Jan-Christoph Schaefer ist nicht mehr Leiter der Klinik. Fachleute bemängeln die Arbeit des Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienstes.

image

Gutachten für die IV: Spitäler haben wenig Interesse

Es wäre eine lukrative Tätigkeit, IV-Gutachten zu erstellen. Doch die meisten Spitäler wollen nicht.