Lange wurde es als Querdenker- und Verschwörungs-Theorie abgetan, zumal von Virologen. Aber inzwischen können die Signale nicht mehr überhört werden: In der letzten Woche machten mehrere Medien publik, dass der deutsche Geheimdienst BND mit grosser Sicherheit davon ausgeht, dass die Corona-Pandemie die Folge eines Labor-Unfalls in Wuhan war
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Bereits im Januar hatte der Geheimdienst CIA seine Einschätzung korrigiert: Ein «forschungsbedingter Ursprung der Covid-19-Pandemie» sei wahrscheinlicher als ein natürlicher Übersprung, so die nun gültige US-Erkenntnis.
Sollte sich dieses «Narrativ» durchsetzen oder gar definitiv bewahrheiten, so hätte dies enorme Brisanz und drastische Folgen: Denn im Gegensatz zur «natürlichen» Erklärung könnten und müssten in diesem Fall konkrete Wissenschaftler, Institutionen und Forschungsprogramme zur Verantwortung gezogen werden.
Nichts tun ist auch riskant
In dieser Lage hat nun die Gesellschaft für Virologie
eine Stellungnahme veröffentlicht: Es gebe weiterhin erhebliche wissenschaftliche Lücken, die Aufklärung könnte letztlich nur in China geleistet werden, so der Standpunkt.
Konkreter thematisiert das Statement der GfV dann aber die Problematik der «Gain-of-Function»-Forschung. Solche experimentelle Arbeiten wurden vor der Pandemie am Wuhan Institute of Virology durchgeführt – und stehen nun unter Katastrophen-Verdacht. Denn bei der «Gain-of-Function»-Forschung wird (unter anderem) eine absichtliche Erhöhung der Pathogenität oder Übertragbarkeit von Viren getestet.
«Die internationalen Biosicherheitsrichtlinien der WHO müssen angewendet werden», schreibt die Gesellschaft dazu: «Das ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz der Fall, und die hier gültige Regulation geht über diese Richtlinien hinaus.»
Andererseits seien «Gain-of-Function»-Experimente weiterhin wichtig: «Ohne Erkenntnisse zur Gefährlichkeit bestimmter in der Natur vorkommender Viren werden wir unvorbereitet Ausbrüchen von lebensbedrohlichen Virusinfektionen und neuen Pandemien ausgesetzt sein.»
Vorbildliche Standards
Die deutsche Virologengesellschaft setze sich «intensiv und transparent mit den Risiken der GoF-Forschung auseinander», schreibt der Vorstand. In einer
ausführlicheren Stellungnahme zu den Gefahren kommt die Gesellschaft zum Schluss, dass die «bestehenden Sicherheitsstandards und Regulationsmechanismen für die GoF-Forschung an Viren im deutschsprachigen Raum angemessen und im internationalen Vergleich vorbildlich» seien.
Eine Verschärfung der Richtlinien bei uns sei nicht zielführend, sondern berge die Gefahr einer – auch im internationalen Vergleich – unverhältnismässigen Regulierung und Verlangsamung von notwendiger translationaler und Grundlagenforschung in der Virologie, die den Schutz und den Erhalt der Gesundheit von Mensch und Tier zum Ziel hat.»