Covid aus dem Labor? Die Virologen nehmen Stellung

Die deutsche Gesellschaft für Virologie warnt vor mehr Regulierung der «Gain of Function»-Forschung in den deutschsprachigen Ländern.

, 17. März 2025 um 11:20
image
Das verdächtigte P4-Labor in Wuhan. Das Bild wurde von Chinas Akademie der Wissenschaften zur Eröffnung 2018 veröffentlicht.
Lange wurde es als Querdenker- und Verschwörungs-Theorie abgetan, zumal von Virologen. Aber inzwischen können die Signale nicht mehr überhört werden: In der letzten Woche machten mehrere Medien publik, dass der deutsche Geheimdienst BND mit grosser Sicherheit davon ausgeht, dass die Corona-Pandemie die Folge eines Labor-Unfalls in Wuhan war (mehr).
Bereits im Januar hatte der Geheimdienst CIA seine Einschätzung korrigiert: Ein «forschungsbedingter Ursprung der Covid-19-Pandemie» sei wahrscheinlicher als ein natürlicher Übersprung, so die nun gültige US-Erkenntnis.
Sollte sich dieses «Narrativ» durchsetzen oder gar definitiv bewahrheiten, so hätte dies enorme Brisanz und drastische Folgen: Denn im Gegensatz zur «natürlichen» Erklärung könnten und müssten in diesem Fall konkrete Wissenschaftler, Institutionen und Forschungsprogramme zur Verantwortung gezogen werden.

Nichts tun ist auch riskant

In dieser Lage hat nun die Gesellschaft für Virologie eine Stellungnahme veröffentlicht: Es gebe weiterhin erhebliche wissenschaftliche Lücken, die Aufklärung könnte letztlich nur in China geleistet werden, so der Standpunkt.
Konkreter thematisiert das Statement der GfV dann aber die Problematik der «Gain-of-Function»-Forschung. Solche experimentelle Arbeiten wurden vor der Pandemie am Wuhan Institute of Virology durchgeführt – und stehen nun unter Katastrophen-Verdacht. Denn bei der «Gain-of-Function»-Forschung wird (unter anderem) eine absichtliche Erhöhung der Pathogenität oder Übertragbarkeit von Viren getestet.
«Die internationalen Biosicherheitsrichtlinien der WHO müssen angewendet werden», schreibt die Gesellschaft dazu: «Das ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz der Fall, und die hier gültige Regulation geht über diese Richtlinien hinaus.»
Andererseits seien «Gain-of-Function»-Experimente weiterhin wichtig: «Ohne Erkenntnisse zur Gefährlichkeit bestimmter in der Natur vorkommender Viren werden wir unvorbereitet Ausbrüchen von lebensbedrohlichen Virusinfektionen und neuen Pandemien ausgesetzt sein.»

Vorbildliche Standards

Die deutsche Virologengesellschaft setze sich «intensiv und transparent mit den Risiken der GoF-Forschung auseinander», schreibt der Vorstand. In einer ausführlicheren Stellungnahme zu den Gefahren kommt die Gesellschaft zum Schluss, dass die «bestehenden Sicherheitsstandards und Regulationsmechanismen für die GoF-Forschung an Viren im deutschsprachigen Raum angemessen und im internationalen Vergleich vorbildlich» seien.
Eine Verschärfung der Richtlinien bei uns sei nicht zielführend, sondern berge die Gefahr einer – auch im internationalen Vergleich – unverhältnismässigen Regulierung und Verlangsamung von notwendiger translationaler und Grundlagenforschung in der Virologie, die den Schutz und den Erhalt der Gesundheit von Mensch und Tier zum Ziel hat.»
  • Covid
  • wuhan
  • Virologie
  • gesellschaft für virologie
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Sinkende Impfbereitschaft beim Gesundheits-Personal – ein Backlash?

Impf-Experte Christoph Berger bemerkt, dass die Impfquote bei den Spitalangestellten wieder sinkt. Und hat einen Verdacht.

image

Bei einer Spitalpsychologin gilt Corona nicht als Berufskrankheit

In der Pflege liegt der Fall jedoch anders. Dazu liegt nun ein Bundesgerichts-Urteil vor.

image

Reha-Kliniken führen wieder Maskenpflicht ein

Die Reha-Kliniken kommen zurück zur Maskenpflicht. Denn die Zahlen der Covid-Infektionen sind am Steigen.

image

Grippeviren nutzen doppelten Eintrittsweg

Ein Team der Universität Zürich hat herausgefunden, dass Grippeviren und das H2N2-Vogelgrippevirus zwei Wege nutzen können, um in Zellen einzudringen. Was hilft, zwischen den Arten zu wechseln.

image

Corona kostete den Bund 29 Milliarden

Die Kosten der Corona-Pandemie seien so einmalig gewesen, dass sie keine Vorlage für künftige Krisen seien. Das stellt der Bundesrat fest.

image

HUG: Neue Leitung für das Viren-Zentrum

Isabella Eckerle und Pauline Vetter folgen auf Laurent Kaiser.

Vom gleichen Autor

image

Ambulante Pauschalen: FMCH macht Druck

Die bisherigen Anpassungen der OAAT seien ungenügend, das Vorgehen intransparent. Der Dachverband FMCH droht mit einer Aufsichtsbeschwerde sowie mit juristischen Prozessen.

image

Spitäler sollen sich klar von Temporär-Stopp distanzieren

Der Zürcher Krankenhaus-Verband VZK löschte seine Mitteilung für einen gemeinsamen Verzicht auf Temporär-Pflegepersonal. Jetzt wollen die Personal-Firmen mehr. Die Wettbewerbskommission beobachtet.

image

See-Spital: Neues Mitglied der Geschäftsleitung

Susanne Blum Lord verantwortet als CNO ab August die strategische und operative Weiterentwicklung der Pflege.