Covid-Impfung: Mehr Booster = mehr Fehltage

Eine Untersuchung bei Schweizer Spitalangestellten ergab: Mehrere SARS-CoV-2-Impfungen erhöhten das Risiko für grippeähnliche Infekte. Einen klaren Nutzen hatte nur die Grippeimpfung.

, 25. August 2025 um 00:02
image
Bild: Lucio Patone / Unsplash
Gibt es eine Beziehung zwischen der Covid-Impfung und Grippeerkrankungen? Dieser Frage ging eine Gruppe rund ums Kantonsspital St. Gallen nach – mit Daten aus Ostschweizer Kliniken. Sie beobachtete im Rahmen der Kohortenstudie Surprise+ die Entwicklung von 1745 Gesundheitsfachleuten in den Monaten nach einer Covid-Impfung.
Mit wöchentlichen Online-Fragebögen wurden 22 verschiedene Symptome sowie krankheitsbedingte Fehltage erfasst.
  • Tamara Dörr, Joanne Lacy, Tala Ballouz, Alexia Cusini, Fabian Grässli, Sarah Haile, Emina Kocan, J. Carsten Möller, Milo A. Puhan, Matthias Schlegel, Matthias von Kietzell, Markus Rütti, Reto Stocker, Danielle Vuichard Gysin, Christian R. Kahlert, Stefan P. Kuster & Philipp Kohler: «Association of SARS-CoV-2 vaccination status with risk of influenza-like illness and loss of workdays in healthcare workers», in: «Nature Communications Medicine», August 2025.
  • doi: 10.1038/s43856-025-01046-8
Dabei deutete sich an, dass eine höhere Anzahl an Impfungen mit einem erhöhten Risiko für grippeähnliche Erkrankungen verbunden war; auch hatten die öfters geimpften Personen tendenziell mehr Fehltage. «Die SARS-CoV-2-Impfung war nicht mit einem Schutzeffekt gegen ILI [influenza-like illness, grippeähnliche Erkrankung] verbunden», schreiben die Autoren: «Im Gegenteil, wir beobachteten ein klinisch relevantes ILI-Risiko mit einer Erhöhung um bis zu 70 %».
Ein Faktor war offenbar zeitliche Abstand zur letzten Impfung: Je frischer ein Booster, desto höher das Risiko.
Weitere Analysen des Teams um Philipp Kohler und Christian R. Kahlert von der Infektiologie des KSSG lassen ahnen, dass dies nicht einfach eine Parallelität ist –sondern dass in der Tat eine kausale Beziehung zwischen dem Corona-Booster und grippeähnlichen Folgeerkrankungen geben dürfte.
«Auf der Grundlage unserer Daten kommen wir zu dem Schluss, dass eine SARS-CoV-2-Boosterimpfung nicht zum Schutz des Gesundheitspersonals nach einer Pandemie beiträgt», heisst es denn im Fazit der Studiengruppe: «Eine SARS-CoV-2-Impfung kann sogar vorübergehend die Wahrscheinlichkeit einer symptomatischen Infektion und von Arbeitsausfällen erhöhen.»
Auf der anderen Seite ergab die Umfrage in der Ostschweiz, dass die klassische Grippewirkung eine klare Schutzwirkung entfaltete – und dass diese Mitarbeiter in den Folgemonaten allgemein weniger grippeähnliche Symptome entwickelten.

  • Covid
  • Impfung
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Wenn Datenschutz zum Risiko wird – und Impfschäden ohne Antwort bleiben

Im Nationalrat fordern Patrick Hässig und Nina Fehr Düsel mit zwei Vorstössen mehr Klarheit: beim Einsatz moderner IT-Lösungen in Spitälern – und beim Umgang mit Impfnebenwirkungen.

image

Keine Franchise mehr für Impfungen: Kassen sind skeptisch

Ab nächstem Jahr müssen die Krankenversicherungen mehr Kosten übernehmen. Unter anderem fürs Impfen.

image

Impfskepsis in der Pflege: Selbsterfahrung ist wichtig, Social Media unwichtig

Eine Umfrage in Finnland beleuchtet die Einstellung von Pflegekräften zu Covid- und Grippe-Impfungen – und zeigt, wo Kampagnen ansetzen könnten.

image

Eine Impfung gegen Grippe und Covid-19 gleichzeitig

In einer Studie mit über 8’000 Probanden zeigte ein mRNA-Kombi-Wirkstoff eine gleichwertige oder überlegene Wirkung gegenüber den Standardimpfungen.

image

Covid aus dem Labor? Die Virologen nehmen Stellung

Die deutsche Gesellschaft für Virologie warnt vor mehr Regulierung der «Gain of Function»-Forschung in den deutschsprachigen Ländern.

image

Covid: Eine Patentlösung für Pflegeheime gab es nicht

Die Pflegeheime standen in der Pandemie an vorderster Front. In Genf ging nun eine Studie der Frage nach: Was hätten sie besser machen können?

Vom gleichen Autor

image

Diese 29 Erfindungen machen die Medizin smarter

Das US-Magazin «Time» kürte die wichtigsten Innovationen des Jahres aus dem Gesundheitswesen. Die Auswahl zeigt: Fortschritt in der Medizin bedeutet heute vor allem neue Schnittstellen zwischen Mensch, Maschine und Methode.

image

Privatklinik Aadorf: Führungswechsel nach 17 Jahren

Die Privatklinik Aadorf bekommt einen neuen Leiter: Michael Braunschweig tritt die Nachfolge von Stephan N. Trier an.

image

Baselbieter Kantonsparlament stützt UKBB

Das Universitäts-Kinderspital beider Basel soll frische Subventionen erhalten, um finanzielle Engpässe zu vermeiden. Der Entscheid im Landrat war deutlich. Doch es gibt auch Misstrauen.