Gibt es eine Beziehung zwischen der Covid-Impfung und Grippeerkrankungen? Dieser Frage ging eine Gruppe rund ums Kantonsspital St. Gallen nach – mit Daten aus Ostschweizer Kliniken. Sie beobachtete im Rahmen der
Kohortenstudie Surprise+ die Entwicklung von 1745 Gesundheitsfachleuten in den Monaten nach einer Covid-Impfung.
Mit wöchentlichen Online-Fragebögen wurden 22 verschiedene Symptome sowie krankheitsbedingte Fehltage erfasst.
- Tamara Dörr, Joanne Lacy, Tala Ballouz, Alexia Cusini, Fabian Grässli, Sarah Haile, Emina Kocan, J. Carsten Möller, Milo A. Puhan, Matthias Schlegel, Matthias von Kietzell, Markus Rütti, Reto Stocker, Danielle Vuichard Gysin, Christian R. Kahlert, Stefan P. Kuster & Philipp Kohler: «Association of SARS-CoV-2 vaccination status with risk of influenza-like illness and loss of workdays in healthcare workers», in: «Nature Communications Medicine», August 2025.
- doi: 10.1038/s43856-025-01046-8
Dabei deutete sich an, dass eine höhere Anzahl an Impfungen mit einem erhöhten Risiko für grippeähnliche Erkrankungen verbunden war; auch hatten die öfters geimpften Personen tendenziell mehr Fehltage. «Die SARS-CoV-2-Impfung war nicht mit einem Schutzeffekt gegen ILI [influenza-like illness, grippeähnliche Erkrankung] verbunden», schreiben die Autoren: «Im Gegenteil, wir beobachteten ein klinisch relevantes ILI-Risiko mit einer Erhöhung um bis zu 70 %».
Ein Faktor war offenbar zeitliche Abstand zur letzten Impfung: Je frischer ein Booster, desto höher das Risiko.
Weitere Analysen des Teams um Philipp Kohler und Christian R. Kahlert von der Infektiologie des KSSG lassen ahnen, dass dies nicht einfach eine Parallelität ist –sondern dass in der Tat eine kausale Beziehung zwischen dem Corona-Booster und grippeähnlichen Folgeerkrankungen geben dürfte.
«Auf der Grundlage unserer Daten kommen wir zu dem Schluss, dass eine SARS-CoV-2-Boosterimpfung nicht zum Schutz des Gesundheitspersonals nach einer Pandemie beiträgt», heisst es denn im Fazit der Studiengruppe: «Eine SARS-CoV-2-Impfung kann sogar vorübergehend die Wahrscheinlichkeit einer symptomatischen Infektion und von Arbeitsausfällen erhöhen.»
Auf der anderen Seite ergab die Umfrage in der Ostschweiz, dass die klassische Grippewirkung eine klare Schutzwirkung entfaltete – und dass diese Mitarbeiter in den Folgemonaten allgemein weniger grippeähnliche Symptome entwickelten.