Auch in der Waadt fällt es schwer, bei Spitälern zu sparen

Im Juli hatte die Kantonsregierung drastische Budgetkürzungen angekündigt. Jetzt krebste sie stark zurück.

, 28. September 2025 um 23:00
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Mobilisierung am 25. September in Château-d'Œx | Bild: Screenshot, RTS
Mehrere hundert Menschen demonstrierten am vergangenen Donnerstag in Château-d'Œx, um ihre regionale Gesundheitsorganisation – den Pôle santé du Pays-d'Enhaut – zu unterstützen. Er ist von den drastischen Budgetkürzungen bedroht ist, welche die Waadtländer Kantonsregierung im Sommer angekündigt hatte.
Ursprünglich wollte der Staatsrat im Spitalbereich 20 Millionen Franken einsparen. Die «Pôles» im Pays-d'Enhaut wie auch im Vallée de Joux legten lauthals Protest ein: Das Sparprogramm bedrohe die Gesundheitszentren in ihrer Existanz.

5 Millionen statt 20 Millionen

Tatsächlich folgte nun die Nachricht, dass die Kantonsregierung ihre Spar-Ambitionen gemässigt hat: Statt der ursprünglich angekündigten 20 Millionen Franken sollen nun nur noch 5 Millionen aus den Spitalbudgets gestrichen werden.
Was im Fall des Pôle santé du Pays-d'Enhaut bedeutet: Statt 4,6 Millionen Franken muss die Leitung nur noch 120'000 Franken kürzen.
Rebecca Ruiz, die zuständige «Gesundheitsministerin» des Kantons Waadt, betonte in einem Interview mit dem Fernsehen RTS, dass es «nie und nimmer darum ging, die Institutionen abzuschaffen, welche diese Bevölkerungsgruppen verteidigen». Die Kommunikation der Sparpläne sei ungeschickt gewesen.
Ruiz meinte jedoch auch: «Es ist klar, dass wir uns in einer schwierigen finanziellen Situation befinden, dass den verschiedenen Departementen Zielvorgaben gemacht wurden und dass im Gesundheitsbereich leider einige Kürzungen vorgenommen werden müssen.»
In der Zeitung «24 heures» schlüsselte Rebecca Ruiz detailliert die neue Verteilung dieser Kürzungen auf:
  • Gesundheitszentrum Pays-d'Enhaut muss 120'000 Franken sparen (statt wie im Juli angekündigt 4,6 Millionen Franken).
  • Pôle santé Vallée de Joux: 132'000 Franken (statt 3 Millionen Franken).
  • Stiftung Rive-Neuve für Palliativpflege: 220'000 Franken (gegenüber 1,1 Millionen Franken).
  • Établissements hospitaliers du Nord vaudois: 2 Millionen Franken
  • Unisanté: 1,8 Millionen Franken.
  • Hôpital Riviera Chablais: 900'000 Franken
Laut «24 heures» berichtete, muss obendrein das Universitätsspital des Waadtlands CHUV Kürzungen in Höhe von 24 Millionen Franken gewärtigen.
Ein Ergebnis der Verhandlungen zwischen Regierung und Spitälern war aber auch, dass die Institutionen weiter nach Verbesserungen im Geschäftsmodell suchen müssen.

Interview mit der Waadtländer Staatsrätin Rebecca Ruiz (SP) in der «Tagesschau»-Sendung «19h30» von RTS, 25. September 2025.


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