Ärzteumfrage zeigt: Spitäler arbeiten zu wenig an Ambulantisierung

Ein Wechsel zu mehr ambulanten Behandlungen könnte den Fachkräftemangel entschärfen. Nur: Offenbar fehlt vielen Spitälern eine klare Strategie für die Umstellung.

, 13. November 2025 um 05:01
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Ambulante Behandlung bei der Krebstherapie: Hier im Berner Inselspital. | Insel
Die jährliche Ärzteumfrage im Auftrag der FMH bringt zu Tage: Weniger als ein Fünftel der Spitalärztinnen und Spitalärzte wissen, dass ihr Spital eindeutig eine Strategie für den Umgang mit der zunehmenden Ambulantisierung hat. Hingegen gibt ein grosser Teil an, dass es in ihrem Spital entweder nur teilweise eine solche Strategie gebe oder sie nicht darüber informiert sind.
Für die FMH ist dieses Ergebnis ihrer Umfrage einigermassen erstaunlich. Denn die Ärzteverbindung glaubt, dass eine richtig umgesetzte Ambulantisierung einen wichtigen Beitrag zur Entschärfung des Fachkräftemangels leisten könnte.
  • Gfs Bern: «Ambulant vor Stationär: Prozessanpassungen ohne strategische Verankerung Fachkräftemangel bleibt kritisch». Befragung zum ärztlichen Arbeitsumfeld im Auftrag der FMH. — Gesamter Schlussbericht.

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Hat Ihr Spital eine Strategie für den Umgang mit der zunehmenden Ambulantisierung in Zukunft? in % Ärztinnen und Ärzte Akutsomatik/Psychiatrie/Rehabilitation
Auch bei der konkreten Umsetzung der Ambulantisierung fehlt offenbar noch viel. Auf die Frage, was ihr Spital für konkrete Massnahmen zur Förderung der Ambulantisierung treffe, antworteten nur 40 Prozent, dass ambulante Abläufe gefördert würden. Und nur 22 Prozent berichten von der Einrichtung ambulanter Zentren.
Weitergehende Schritte, wie umfassende infrastrukturelle Anpassungen, der Abbau stationärer Kapazitäten oder der Aufbau von «Hospital at Home»-Modellen, wurden dagegen bislang kaum beobachtet.

«Nicht konsequent weitergedacht»

«Diese Zurückhaltung könnte darauf hindeuten, dass Spitäler zwar den politischen Druck und die finanziellen Anreize spüren, jedoch noch keine umfassenden strategischen Konzepte entwickelt haben, um diese strukturellen Veränderungen nachhaltig in ihre Organisationen zu integrieren», mutmassen die Studienautoren. Sie stellen fest, dass die Ambulantisierung häufig auf der operativer Ebene bleibe, ohne dass sie strategisch, organisatorisch und infrastrukturell konsequent weitergedacht werde.
  • Zur Erhebung: Im Auftrag der FMH führt Gfs Bern seit 2011 eine repräsentative Befragung bei der Spitalärzteschaft im akutsomatischen Bereich, in der Rehabilitation, in der Psychiatrie sowie bei praxisambulant tätigen Ärztinnen und Ärzten durch. Für die Erhebung 2025 wurden 1532 Ärztinnen und Ärzte befragt, davon gut 1000 aus dem Akutspital-Bereich.


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