Im Kanton St. Gallen gibt es immer weniger Stellen für Ärzte ohne Berufserfahrung. Der Verband der Schweizer Assistenzärztinnen und Oberärzte schlägt deshalb Alarm: Die Gesundheitsversorgung sei gefährdet, wenn der Nachwuchs nicht ausreichend gefördert werde.
Der VSAO fordert daher von der Politik konkrete Massnahmen, um mehr Einstiegsstellen zu schaffen.
In den letzten sieben Jahren sei die Zahl der Einstiegsstellen für Assistenzärzte im Kanton St. Gallen drastisch gesunken – von 218 auf nur noch 145. Das geht aus Zahlen des VSAO hervor, der sich wiederum auf die Spitäler des Verbunds Hoch Health Ostschweiz beziehen.
Diese Entwicklung sei nicht nur auf St. Gallen beschränkt, sondern in der ganzen Schweiz zu beobachten, erklärt Severin Bärlocher, Vorstandspräsident der Verbandssektion St. Gallen-Appenzell im «
SRF Regionaljournal Ostschweiz».
Ein Hauptgrund für den Rückgang sei die Schliessung kleiner Regionalspitäler, die traditionell wichtige Ausbildungsplätze für Jungmediziner boten. «Das ist für uns sehr besorgniserregend, weil wir zu wenig junge Ärztinnen und Ärzte nachziehen. Dadurch fehlen später Fachkräfte, um die Generation der Ärzte zu ersetzen, die bald in Pension geht», warnt Bärlocher.
Konkret schlägt der VSAO St.Gallen / Appenzell dem Kantonsparlament und der Regierung von St. Gallen diese Massnahmen vor:
1. In den Regionalspitälern sollen die Ausbildungsplätze für Staatsabgänger ausgebaut werden. Dazu braucht es zusätzliche finanzielle Mittel, um den Spitälern dies zu ermöglichen.
2. Der Joint-Medical-Master darf nicht riskiert werden. Die gemeinsame Medizin-Masterausbildung von HSG und Universität Zürich startete 2020. Das Ziel: mehr angehende Ärzte aus der Ostschweiz sollen sich nach dem Studium auch dort niederlassen. Das Projekt ist
momentan bedroht, weil die Uni Zürich sich zurückgezogen hat.
3. Innovative Konzepte wie das neu entstehende Curriculum auf der Zentralen Notaufnahme des KSSG sollen wohlwollend geprüft und finanziell unterstützt werden. Sie können eine Alternative bieten für Chirurgen und Orthopäden, die keine Anschlussstelle in ihrem Stammfach finden konnten.
Die Situation sei bereits jetzt angespannt, insbesondere in der Grundversorgung. Viele Hausärztinnen und Hausärzte stünden kurz vor der Pensionierung und fänden oft keine Nachfolger. «Wenn das Eintrittstor in den Beruf schmaler wird, verschärft sich dieses Problem weiter», so Bärlocher.
Der Verband fordert daher von der Politik gezielte Investitionen in die Ausbildung von Ärzten. Eine zentrale Massnahme sei die Bereitstellung zusätzlicher finanzieller Mittel für mehr Ausbildungsplätze.
«Die Politik muss sich jetzt überlegen: Was ist uns eine funktionierende Gesundheitsversorgung im Kanton St. Gallen wert? Sind wir bereit, mehr in die Ausbildung von Nachwuchsmedizinern zu investieren?», so Bärlocher abschliessend.
Die St. Galler Gesundheitsdirektion wollte sich gegenüber Radio SRF dazu nicht äussern.