Arbeitsmarkt: Gesundheitswesen wird definitiv zum Ausreisser

Der Schweizer Arbeitsmarkt kühlt sich deutlich ab – bloss die Gesundheits- und Personal-Service-Berufe legen deutlich zu. Die Experten von Adecco nennen vier Gründe dafür.

, 21. Juli 2025 um 02:00
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Symbolbild: Medinside (KI, mit Midjourney)
Der Schweizer Arbeitsmarkt kühlt sich deutlich ab: Im vergangenen Quartal lag die Zahl der offenen Stellen um 3 Prozent tiefer als im zweiten Quartal 2024. Dies besagt der Swiss Job Market Index, den die Beratungsfirma Adecco jeweils erarbeitet. Und schaut man auf das gesamte erste Halbjahr, so betrug der Rückgang sogar 7 Prozent.
Zwei Sektoren fügen sich allerdings nicht ins Bild, nämlich erstens das Gesundheitswesen, zweitens der verwandte Bereich der Personal-Service-Berufe, wozu Adecco unter anderem MPA, Pflegehilfskräfte, Hebammen oder Optiker zählt.
Konkret: Im engeren Gesundheitsbereich – etwa bei Ärzten, diplomierten Pflegefachleuten oder Therapeuten – lag die Zahl der offenen Stellen im ersten Halbjahr 2025 um satte 9 Prozent höher als im ersten Halbjahr 2024. Im Feld der Personal-Service-Berufe betrug der Anstieg 7 Prozent.
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Entwicklung der Stellenangebote in den letzten zehn Jahren: Diplomierte Gesundheits-Berufe (grün), allgemein.
Die Experten von Adecco erklären diesen klar akzentuierten Trend im Healthcare-Bereich
  • erstens mit der alternden Bevölkerung;
  • zweitens scheint die Rentenwelle hier bereits spürbarer einzusetzen als in anderen Bereichen;
  • drittens führt die Zuwanderung relativ direkt zu einer höheren Nachfrage nach diesen Diensten (während dieser Effekt beispielsweise in der Informatik oder in der Verwaltung nicht dermassen direkt ist);
  • viertens gibt es auch eine Selbstverstärkung: Weil die Gesundheitsstellen so schwierig zu besetzen sind, werden sie öfter und länger ausgeschrieben, sodass die Zahl der erfassten offenen Stellen zwangsläufig höher erscheint.
Dabei zeigen sich keine grossen Unterschiede zwischen Deutsch- und Westschweiz. Während die Zahl der offenen Stellen in der Romandie (–2 Prozent) weniger stark zurückging als in der Deutschschweiz (–7 Prozent), entwickelte sich die Stellennot im Gesundheits- und Personal-Service-Bereich in beiden Gegenden gleich.
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