«Efas-Variante hätte für Versicherten ein teures Nachspiel»

Die Integration der Pflegekosten in die Einheitsfinanzierung würde die Prämienzahler teuer zu stehen kommen. Dies zeigt eine Modellrechnung des Versichererverbandes Santésuisse.

, 29. Juni 2023 um 09:30
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Mit Integration der Langzeitpflege droht Efas zum Verlustmodell zu werden. | Freepik
Die einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen (Efas) soll die Effizienz im Gesundheitswesen steigern, ambulante Behandlungen fördern, Kosten sparen und die Prämienzahlenden entlasten. Nach Ansicht des Krankenkassenverbandes Santésuisse würden sich die Effizienzvorteile von Efas jedoch ins Gegenteil verkehren und die Prämienzahler zusätzlich belasten.
Insbesondere die volle Integration der Langzeitpflegekosten in die Einheitsfinanzierung würde mittelfristig zu einem inakzeptablen Anstieg der Krankenkassenprämien führen. Eine Modellrechnung von Santésuisse zeigt, dass die vom Ständerat beschlossene Variante für die Versicherten ein teures Nachspiel hätte.

Spareffekt droht in Mehrbelastung umzuschlagen

Je nach Wachstumsrate in der Langzeitpflege wäre der mögliche Spareffekt von Efas bereits wenige Jahre nach der Einführung zunichte gemacht. Bereits im Jahr 2035 müssten die Prämienzahlenden knapp 5 Milliarden Franken (2040 rund 10 Milliarden Franken) Mehrkosten über die Prämien finanzieren, verglichen mit der Situation «Efas ohne Pflege».

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Screenshot Santésuisse

Santésuisse hat in ihrer vom Beratungsunternehmen Swiss Economics plausibilisierten Studie demografische Faktoren, politische Forderungen (Pflegeinitiative) und Marktüberlegungen für den Pflegebereich für eine Kostenprognose berücksichtigt.

Nationalrat sollte dem Druck standhalten

Santésuisse unterstützt Efas im Grundsatz, hat aber stets auf die enormen Kostenfolgen einer Integration der Pflegekosten in die Vorlage hingewiesen. Die Version des Ständerates sei weit von der ursprünglichen Idee entfernt.
Der Versichererverband fordert nun den Nationalrat auf, Efas wieder auf die ursprüngliche Idee der einheitlichen Finanzierung zurückzuführen, um die Vorteile der Einheitsfinanzierung zu realisieren und Effizienzgewinne für die Prämienzahler zu ermöglichen.

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