Bern will nicht zehn Millionen für altes Spital zahlen

Das stillgelegte Tiefenauspital hätte der Inselgruppe einen Verkaufsertrag bringen sollen. Doch die Stadt will den Preis drücken.

, 24. Januar 2024 um 08:23
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Das Tiefenauspital Bern aus der Luft. | Stadt Bern
Die Insel Gruppe hat vorletztes Jahr 80 Millionen Franken Verlust gemacht. Das war einer der Hauptgründe, weshalb der Gesundheitskonzern letztes Jahr zuerst das Spital Münsingen und dann das Spital Tiefenau geschlossen hat.
Damit erhoffte sich die Gruppe nicht nur Einsparungen, sondern auch einen Ertrag. Denn das Gelände des Tiefenauspitals gehört der Stadt Bern, und Anfang Jahr ging das Areal samt den darauf stehenden Gebäuden zurück an die Besitzerin.
Wie im Gesetz vorgesehen, legte eine neutrale Gültschatzkommission den Preis fest, den die Stadt der Insel Gruppe für die ehemaligen Spitalgebäude zahlen muss. Diese Kommission berechnete einen Wert von 10 Millionen Franken, wie die «Berner Zeitung» schrieb.

Zuerst mit mehr gerechnet

Eigentlich rechnete die Inselgruppe vor der Stilllegung mit einem höheren Wert, wie der Inselsprecher Daniel Saameli gegenüber Medinside einräumte. Doch er stellt auch klar: «Die Inselgruppe akzeptiert die Festsetzung der Abgeltung, obwohl diese unter der erwarteten Summe liegt.»
Aus Sicht des Spitals sei der Preis nach der Festlegung auch nicht verhandelbar. Doch das sieht die Stadt Bern anders: Auch der aus Sicht der Insel zu tief angesetzte Betrag von 10 Millionen Franken für das Tiefenauspital sei zu hoch.

«Klar tieferer Preis»

Eine genauere Bewertung würde «zu einem klar tieferen Preis führen», teilte die zuständige Sprecherin der Stadt auf Anfrage mit.
Der Grund, warum die Stadt dem Inselspital weniger zahlen will, liegt bei der künftigen Nutzung: Die Stadt will das Spital nämlich dem Kanton als Asylunterkunft vermieten. Müsste die Stadt der Insel 10 Millionen Franken zahlen, würden der Mietzins zu hoch ausfallen.

Insel braucht das Geld

Doch deswegen will die Insel nicht auf die ihr zustehenden 10 Millionen Franken verzichten. Sie braucht das Geld. Insider gehen nämlich davon aus, dass die Insel im März wiederum ein hohes Defizit verkünden wird. Denn die Insel hat zwei besonders kostspielige Käufe zu bewältigen:
  • Letzen Herbst hat sie das neue Hauptgebäude mit 532 Betten eröffnet. Es kostete 670 Millionen Franken.
  • Derzeit läuft die Einführung des neuen Klinikinformations- und Steuerungssystems (KISS) von Epic. Weil das Epic-Projekt so gross und kompliziert ist, muss die Insel zusätzlich zu den ohnehin schon budgetierten 83 Millionen Franken weitere 24,5 Millionen Franken für externe Hilfe ausgeben.
Verständlich, dass die Insel unter diesen Umständen ihr stillgelegtes Spital nicht unter dessen Wert an die Stadt weitergeben will.
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