Inselspital steckt weitere Millionen in das neue Klinik-System

Um das neue Klinik-Informationssystem einzuführen, braucht die Berner Klinik externe Unterstützung. Das ohnehin kostspielige Projekt wird noch teurer.

, 14. April 2023 um 14:46
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Das Berner Inselspital. | Foto: Sandstein | Wikimedia unter CC BY 3.0
Die Geschichte zieht sich schon seit Jahren hin. Anfang 2020 hatte Compu Group Medical (CGM), der bisherige Betreiber des Klinik-Informations-Systems am Berner Inselspital, gegen die Auftragsvergabe an die US-Firma Epic Beschwerde beim Berner Verwaltungsgericht eingereicht. «Vorsorglich wurden gleich sowohl Ausschreibung als auch Zuschlag angefochten», sagte uns das Unternehmen damals.

Lange und teure Vorgeschichte

Die Beschwerde war nachvollziehbar, es ging um eine Menge Geld. 83 Millionen Franken war der Auftrag schwer. Doch rund ein halbes Jahr später wies das Berner Verwaltungsgericht die Beschwerde ab. Und zwar aus formalen Gründen, weil die Beschwerde zu spät eingereicht worden war. Im Sommer 2020 war also der Weg für das Klinik-System namens «KISS» der US-Firma Epic geebnet.
Die Insel startete das Vorhaben mit einem knapp zweijährigen Vorprojekt, in dem gemeinsam mit Vertretungen aus den Fachbereichen in über 60 Arbeitsgruppen die Prozesse sowie Datenobjekte bereinigt und harmonisiert wurden, wie uns eine Sprecherin des Spitals schrieb.

Vierjähriges Einführungsprojekt

Das Hauptprojekt zur Einführung des neuen Klinikinformations- und Steuerungssystems begann also im Januar 2022 und läuft noch bis Ende 2024. Zu den grössten Herausforderungen gehören laut dem Inselspital die vielschichtige Planung, aber auch die Standardisierung.
Wie nun einem aktuellen Zuschlag, der auf Simap publiziert wurde, zu entnehmen ist, braucht die Insel externe Ressourcen, um das Projekt zu bewältigen. «Mit der vorliegenden Ausschreibung sollen externe Services rasch via ausgewählte Lieferanten bezogen und die Versorgung sichergestellt werden», heisst es dort.
Berücksichtigt wurden die folgenden 3 Anbieter:
  • Furore Informatica aus Amsterdam für 11,7 Millionen Franken
  • Accenture für 3,5 Millionen Franken
  • Tasman Global für 9,3 Millionen Franken
Laut Simap wegen den «vorteilhaftesten Angeboten». Insgesamt steckt die Insel also nochmal viel Geld in das Epic-Projekt - zusätzlich zu den ohnehin schon budgetierten 83 Millionen Franken.

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