Auch in Deutschland grassiert die Männerlastigkeit

«Fame» ist ein von Professorinnen gegründetes Netzwerk in Deutschland, um die Männerlastigkeit in der akademischen Medizin zu bekämpfen.

, 5. Juni 2023 um 11:29
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Marion Subklewe ist Professorin an der medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Sie kämpft gegen die Männerlastigkeit in der akademischen Medizin.
Die Problem ist bekannt: Immer mehr angehende Ärztinnen sitzen in den Hörsälen der Universitäten. Von der gesamten Ärzteschaft sind bereits knappe 46 Prozent Frauen, Tendenz steigend. Doch je höher die Karriereleiter, desto spärlicher das weibliche Geschlecht.

Nur 15 Prozent Frauen

«Gemäss FMH sind weniger als 15 Prozent der Chefarztpositionen weiblich besetzt, in den Direktionen sitzen fast ausschliesslich Männer, Verwaltungsrätinnen gibt es kaum, Verwaltungsratspräsidentinnen sind die Ausnahme.»
Das schreibt hier in einem Gastbeitrag Natalie Urwyler, die vom Inselspital mit einer Rachekündigung entlassene Ärztin und Gewinnerin des Prix Courage. Sie ist heute Anästhesistin und Notfallärztin am Spital Wallis.
Das ist jedoch nicht ein schweizerisches Phänomen. «Frauen haben es noch immer schwer, an Universitätskliniken Karriere zu machen und Führungspositionen zu bekommen», schreibt die Süddeutsche Zeitung in ihrer Sonntagsausgabe.

Mehr Doktorandinnen als Doktoranden

An der medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) studierten 2020 an allen Standorten 4278 Studentinnen und 2297 Studenten. Auch gebe es dort mit 64 Prozent erheblich mehr Doktorandinnen als Doktoranden. «Doch klettert man höher auf der Karriereleiter, dann kippt die Zahl», schreibt die Süddeutsche: Von 203 Professorenstellen an der (LMU) waren im Jahr 2021 nur 54 mit Frauen besetzt.
Die grösste Zeitung Bayerns zitiert dabei eine gewisse Marion Subklewe, Professorin und Oberärztin des LMU-Klinikums. Sie will etwas dagegen tun. «Noch immer sind Frauen in der akademischen Medizin unterrepräsentiert, alles ist sehr männerlastig», wird sie in der Zeitung zitiert.

Female Academic Medicine Excellence

Und weil die Männer keine Neigung zeigen, daran etwas zu ändern, hat die Mutter von vier Kindern im zurückliegenden Jahr «Fame» gegründet - Female Academic Medicine Excellence. Gleichzeitig heisst Fame auf englisch Ruhm.
Professorinnen haben sich diesem Netzwerk angeschlossen, um Ansprechpartnerinnen für den akademischen Nachwuchs zu sein. Workshops und Vorträge werden angeboten. Laut der Süddeutschen informiert Fame über Förderprogramme. «Die Entwicklung, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, dauert einfach zu lange», wird die 55-jähirge Subklewe zitiert.
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