Akute Personalnot: Spital verschiebt Operationen

In der Westschweiz fehlen so viele Pflegefachleute und Ärzte, dass das Spital Wallis fünf Operationssäle geschlossen werden. Nicht dringende Eingriffe müssen warten.

, 14. Oktober 2022 um 16:47
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Das Spital Sitten. | zvg
Das Spital Wallis muss in der Westschweiz in den nächsten Wochen Operationen verschieben. Der Grund dafür ist akuter Personalmangel. Eric Bonvin, Generaldirektor des Spitals Wallis, kündete gegenüber der Zeitung «Nouvelliste» an, dass bis zu zehn nicht dringende Eingriffe täglich gestrichen würden.

50'000 Franken Verlust pro Tag

Von 13 Operationssälen werden 5 geschlossen. Das wird auch das Budget des Spital belasten. Ein Operationssaal bringt normalerweise etwa Einnahmen von 10'000 Franken pro Tag. Die fünf geschlossenen Säle kosten das Spital Wallis also 50'000 Franken pro Tag.
Der Grund für den Personalmangel ist nicht nur, dass derzeit etliche Angestellte an Covid erkrankt sind. Das Spital Wallis litt wiederholt unter Kündigungswellen, weil sich das Personal häufig überlastet fühlte.

Es droht ein Teufelskreis

Das Spital Wallis hat schon versucht, Angestellte, die aus dem Beruf ausgestiegen sind und pensionierte Pflegekräfte zu rekrutieren. Das reiche nun aber nicht mehr, sagt Eric Bonvin.
Es wäre nun wichtig, die Teams neu zu motivieren und die Stellen attraktiver zu gestalten. Die Löhne, die Arbeitszeiten und das Arbeitsklima müssten besser werden. Leide ein Spital aber bereits unter Personalmangel, sei das schwierig. «Es besteht die Gefahr eines Teufelskreises», stellt Eric Bonvin fest.

«Just-in-time-Gesundheitssystem»

Er kritisiert auch, dass in den letzten Jahren zu wenig auf Warnungen reagiert worden sei. Man habe ein «Just-in-time-Gesundheitssystem» aufgebaut, ohne jede Reserve. Das zeige nun seine Grenzen, findet Bonvin.
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