Zu schnell, zu früh: Zürich zieht bei Trans-OPs die Bremse an

Der Kanton verschärft den Kurs bei Eingriffen an transidenten Jugendlichen – und will nationale Standards: Bern soll Verbote prüfen.

, 7. Juli 2025 um 12:34
image
Regierungspräsidentin Natalie Rickli (SVP) bei der Vorstellung des Rechtsgutachtens, Zürich, 7. Juli 2025.
Die Zürcher Regierung wird in Bern vorstellig und will, dass keine irreversiblen Geschlechtsumwandlungen bei Menschen unter 18 mehr möglich sein sollen. Der Kanton fordert vom Bund, ein entsprechendes Gesetz zu prüfen. «Dazu gehört auch die Festlegung, dass die Abgabe von Pubertätsblockern grundsätzlich nur im Rahmen wissenschaftlich begleiteter Studien erfolgen sollte», teilt die Gesundheitsdirektion mit.
Bereits Anfang 2024 hatte die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli die Spitäler aufgefordert, geschlechtsangleichende Operationen bei Minderjährigen mit äusserster Zurückhaltung vorzunehmen. Und: Solche Eingriffe seien nur mit dem Einverständnis der Sorgeberechtigten durchzuführen.

Spielraum der Kantone begrenzt

Im Hintergrund stand unter anderem auch die Intervention von Eltern von Transgender-Jugendlichen, die warnten, dass Behandlungen im Bereich der Geschlechtsinkongruenz allzu schnell erfolgten.
Inzwischen hat das Zürcher Amt für Gesundheit ein Kompetenznetzwerk zur Diagnostik und Behandlung der Geschlechtsinkongruenz ins Leben gerufen; geleitet wird es vom Institut für Biomedizinische Ethik der Universität Zürich.
Zudem bestellte die Gesundheitsdirekton ein Rechtsgutachten, um ein Verbot irreversibler Behandlungen durch den Kanton zu prüfen. Das Rechtsgutachten ergab, dass der Handlungsspielraum der Kantone begrenzt ist: Es müsste auf Bundesebene angesetzt werden.

Voraussetzung für Leistungsauftrag

Das Rechtsgutachten, geleitet von den Jus-Professoren Thomas Gächter und Brigitte Tag, empfahl die Einrichtung eines interdisziplinären Indikationsboards zur Qualitätssicherung; dies soll helfen, übereilte Diagnosen und vorschnelle Behandlungen zu verhindern. Die Zürcher Gesundheitsdirektion wird jetzt solche Indikationsboards als Voraussetzung für die Erteilung eines Leistungsauftrags festlegen. Ergänzend zum Kompetenznetzwerk und zu den Indikationsboards erfolgt die Abgabe von Pubertätsblockern im Rahmen wissenschaftlich begleiteter Studien.
Man habe bereits erreicht, dass letztes Jahr deutlich weniger Operationen an Minderjährigen durchgeführt wurden, sagte Regierungsrätin Natalie Rickli an einer Pressekonferenz in Zürich: «Minderjährige, die während der Adoleszenz ihre Geschlechtsidentität noch entwickeln, sollen vor Eingriffen geschützt werden, die sie später bereuen könnten. Erst mit 18 Jahren kann man wählen und abstimmen, heiraten, einen Mietvertrag abschliessen oder seinen Wohnort und weitere Lebensaspekte selber bestimmen. Deshalb sollten auch sehr weitreichende Entscheidungen zu Geschlechtsanpassungen erst mit der Volljährigkeit möglich sein.»
«Schutz vor irreversiblen Eingriffen bei Minderjährigen»: Medienkonferenz der Gesundheitsdirektion Zürich

  • gendermedizin
  • politik
  • zürich
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Nun lässt der Bund das Kostenwachstum bei den Krankenkassen-Leistungen überwachen

In einem Monat beginnt die Kommission für das Kosten- und Qualitätsmonitoring EKKQ, die Preisentwicklung im Gesundheitswesen zu beobachten.

image

Gericht stoppt Thurgau: Zürcher Reha-Planung tritt in Kraft

Das Bundesverwaltungsgericht ist auf die Beschwerde des Kantons Thurgau gegen die Zürcher Spitalliste 2023 Rehabilitation nicht eingetreten. Damit kann der Kanton Zürich seine neue Reha-Planung nun vollständig umsetzen.

image

GZO Spital Wetzikon: Querschüsse vor der Abstimmung

Offenbar kritisiert die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli kurz vor der Abstimmung mangelnde Transparenz der Spitalleitung und bekräftigt: Unterstützung vom Kanton gibt es nicht.

image

Beschwerde gegen das SIWF: Der medizinische Nachwuchs verliert die Geduld

Eine Gruppe von Nachwuchsmedizinern geht vor das Bundesverwaltungsgericht: wegen «ungerechtfertigter Verzögerung» bei der Vergabe von Facharzttiteln.

image

Für Apotheken wird der Verkauf von Medikamenten der Kategorie B einfacher

Die Apotheken sollen nicht unter der Umteilung der Arzneimittel-Kategorien leiden. Der Bundesrat erleichtert ihnen deshalb die obligatorische Dokumentation.

image

Spital Männedorf will sich Zukunft mit Mietwohnungen sichern

Das Spital baut eine Villa um und vermietet sie an Gutbetuchte. Die Mieteinnahmen gehören zur Finanzstrategie.

Vom gleichen Autor

image

Stadtspital Zürich: Neuer Chef für die Innere Medizin

Andreas Schoenenberger wechselt von der Thurmed-Gruppe ans Triemli und wird damit auch Mitglied der Spitalleitung.

image

Knie- und Hüftimplantate: Immer weniger Folgeeingriffe nötig

Die 2-Jahres-Revisionsraten bei Hüft- und Knieprothesen sinken weiter leicht oder bleiben stabil. Die Daten deuten eine zunehmend einheitliche Versorgungsqualität in der Schweiz an.

image

Mehr Pflegepersonal = weniger Ärzte-Burnout

Eine grosse Erhebung in sieben Ländern zeigt: Dort, wo Pflege stark vertreten ist und Arbeitsumgebungen stimmen, bleiben Ärztinnen und Ärzte länger im Beruf.