Das Baby-Dilemma von Unterwalden

Das Luzerner Kantonsspital soll die Mehrheit des Kantonsspital Obwalden übernehmen. Was heisst das für die Geburtsabteilung?

, 23. Januar 2024 um 23:00
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Symbolbild: Kelly Sikkema on Unsplash
«Das Kantonsspital Obwalden soll die Geburtsabteilung schliessen»: Dies berichtete Medinside im September 2020. Der Spitalrat selber hatte die Sparidee aufgebracht.
Dreieinhalb Jahre später kommen in Sarnen immer noch Kinder zur Welt. Im zurückliegenden Jahr waren es 270, davon 108 in der Nacht. Viel zu wenig, um die entsprechenden Kosten für die Vorhalteleistungen zu decken.
Schon 2018 erhielt das defizitäre Spital von der Regierung den Auftrag, Kostensenkungsmassnahmen vorzuschlagen. Das tat das Spital schliesslich Mitte September 2020.

Zweischichtbetrieb

Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung stand dabei nicht die Schliessung der Geburtenabteilung im Vordergrund, sondern Sparmassnahmen bei den Vorhalteleistungen, was natürlich eben die Schliessung der Geburtsabteilung zur Folge hätte. Oder anders gesagt: Es soll nur noch im Zweischichtbetrieb zwischen 7 und 22 Uhr operiert werden.
Doch Babies kommen mitunter auch zu Randzeiten zur Welt. Und wenn dabei Komplikationen auftreten und ein Kaiserschnitt vorgenommen werden muss, so hat die Notfallequipe in zehn Minuten parat zu sein, um die Anästhesie und den operativen Eingriff vornehmen zu können. Dazu braucht es drei bis vier Personen.
Das Kostenproblem entsteht dadurch, indem diese Fachleute mangels operativer Eingriffe nur selten zum Einsatz kommen, aber trotzdem bereit sein müssen. Das geschieht nicht gratis. Vorhalteleistungen eben.

Das Luks solls richten

Statt diese vom Spitalrat vorgeschlagenen Sparmassnahmen im Alleingang umzusetzen, entschied sich die Regierung für einen anderen Weg: die Zusammenarbeit mit dem Luzerner Kantonsspital (LUKS), so wie das schon das Spital Nidwalden vorgemacht hat. Dieses ist übrigens via A8 nur 18,5 Kilometer von Sarnen entfernt. Die Vernehmlassung zur Änderung des Gesundheitsgesetzes ist im Mai zu erwarten.
Die Immobilie soll im Besitz des Kantons bleiben. Der Betrieb wird in eine gemeinnützige Aktiengesellschaft überführt. Die LUKS-Gruppe besitzt 60 Prozent, der Kanton Obwalden 40 Prozent. Fünf Jahre nach Unterzeichnung des Rahmenvertrags soll das Kantonsspital Obwalden als Tochtergesellschaft des LUKS weitergeführt werden.

In 15 Minuten in Stans

Spätestens dann sind wir wieder bei der Geburtenabteilung. Auch das Spital Nidwalden verfügt über eine. Dort kamen im zurückliegenden Jahr 643 Babies zur Welt. Es ist nicht nur einen Autobahn-Katzensprung von Sarnen entfernt, sondern auch nur 19 Kilometer vom Luzerner Kantonsspital. Klar, dass es nicht alle 20 Kilometer eine Geburtsabteilung braucht, wo jeweils keine 800 Geburten registriert werden. Mindestens 800 Geburten sollte eine Spital verzeichnen können, um die dazu notwendigen Vorhalteleistungen finanzieren zu können.
Es wird schwierig zu begründen sein, sowohl in Stans wie in Sarnen eine Geburtsabteilung aufrecht zu erhalten. Wenn also eine davon geschlossen werden soll, dann wohl eher jene in Stans, denn die liegt weniger weit von Luzern entfernt. Aber wer glaubt, die Nidwaldner würden dann für eine bessere Auslastung in Sarnen sorgen, kennt die lokalen Empfindlichkeiten nicht. Nidwaldner sind nach Osten orientiert, nicht nach Westen. 

Restkostenfinanzierung

Dann gibts noch ein anderes Szenario: Spitäler sind so etwas wie Befehlsempfänger des Kantons. Wenn dieser dem Spital den Auftrag erteilt, eine Geburtsabteilung zu führen, so hat es diesen zu erfüllen. Nur muss dann der Kanton beziehungsweise dessen Steuerzahler bereit sein, für die ungedeckten Kosten aufzukommen.
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Thomas Straubhaar
Thomas Straubhaar ist Spitalratspräsident im Kantonsspital Obwalden. Er erklärt, dass in der Zentralschweiz, explizit in Obwalden, ein Gestaltungswille bestehe, sich zu einem Netzwerk mit dem Zentrumsspital in Luzern zusammenzuschliessen. In anderen Regionen der Schweiz könne er das nicht beobachten.
«Das hilft kleineren Spitälern, sich auf ihre Stärken der lokalen Gesundheitsversorgung zu konzentrieren und langfristig ein wichtiger Standort für die medizinische Versorgung der Bevölkerung zu bleiben», sagt Straubhaar. Kleine Häuser seien nicht per se schlechter. «Sie sind oft sogar günstiger als die Grossen und in ihrem Bereich ebenso gut.» Entscheidend sei es, so Straubhaar, dass im Netzwerk an jedem Ort die Eingriffe vorgenommen würden, die qualitativ gut sind und in genügender Anzahl durchgeführt werden könnten.

«Spekulation des Autors»

Das Spital Nidwalden und die LUKS-Gruppe legen Wert auf die Feststellung, dass es sich bei der Aussage: «Wenn also eine davon geschlossen werden soll, dann wohl eher jene in Stans, denn die liegt weniger weit von Luzern entfernt» um reine Spekulation des Autors handelt, welche weder durch Zahlen noch durch die Strategie der LUKS-Gruppe gestützt ist.

  • KSOW
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