Waadt plant drastische Kürzungen im Gesundheitssektor

Angesichts eines Rekorddefizits geht der Kanton die Ausgaben für das Gesundheitswesen an. Die Zuwendungen für Spitäler und andere Institutionen sollen gekürzt werden.

, 15. Juli 2025 um 02:00
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Vallée de Joux: Das Gesundheitsnetzwerk Pôle Santé Vallée de Joux fürchtet um seine Existenz | Bild: Gemeinde L'Abbaye
Der Staatsrat des Waadtlandes plant, ab 2026 Budgetkürzungen im Gesundheitssektor vorzunehmen. Dies trifft insbesondere auch die gemeinwirtschaftlichen Leistungen für Spitäler und andere Gesundheitsinstitutionen. Dies meldet das Fernsehen RTS, das sich auf anonyme Quellen beruft.
Ingesamt schüttet der Kanton rund eine halbe Milliarde Franken pro Jahr für gemeinwirtschaftliche Leistungen im Gesundheitsbereich aus.
Das Gesundheits- und Sozialdepartement begründet die Sparpläne mit der angespannten Finanzlage des Kantons. Tatsächlich vermeldete die Waadt im letztem Jahr ein Rekorddefizit von insgesamt 370 Millionen Franken – worauf der Staatsrat ein Programm lancierte, das 94 Millionen Franken an Einsparungen anstrebt. Und ein gutes Fünftel dürfte die Leistungserbringer treffen.
Die Ankündigung dieser Kürzungen dürfte den betroffenen Institutionen in Kürze übermittelt werden. Die Fédération des hôpitaux vaudois wurde bereits mündlich informiert, wie RTS weiter berichtet.
Die Kürzung der Zuwendungen war zwar erwartet worden, doch das Ausmass liegt über den Erwartungen: Ab 2026 sollen die zwölf Institutionen des Waadtländer Spitalverbands 20 Millionen Franken weniger erhalten.

Risiko von Entlassungen

Die geplanten Kürzungen könnten bei einigen regionalen Gesundheitseinrichtungen fast ein Drittel des Budgets ausmachen – ein Verlust, der für mehrere Akteure in diesem Sektor kritisch sein könnte.
Da der grösste Teil der Ausgaben dieser Einrichtungen auf das Personal entfällt, drohen Entlassungen.
«Wenn sich diese Kürzungen bestätigen, sind die Risiken für uns gross: Unsere Struktur müsste redimensioniert werden. Es besteht das Risiko, dass die Institution geschlossen wird», erklärte Sébastien Cala, Präsident des Pôle Santé Vallée de Joux, gegenüber RTS.
Damit könnte jedoch ein ganzes Modell der gemeindenahen Gesundheitsversorgung in Frage gestellt werden. Der 2018 gegründete Pôle Santé Vallée de Joux bietet ein integriertes Angebot: ein Spital, ein Alters- und Pflegeheim und eine Spitex-Organisation. Darüber hinaus bietet es Leistungen in der Akut- und präklinischen Versorgung - darunter ein 24-Stunden-Notfalldienst und ein Operationssaal - sowie ambulante Pflegeleistungen.
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