Ständerat will Vertragsspitäler nicht besserstellen

Mit der einheitlichen Finanzierung ambulant und stationär (Efas) würden Vertragsspitäler bessergestellt. Der Ständerat wehrt sich dagegen.

, 6. Dezember 2023 um 08:23
image
Der Obwaldner Mitte-Ständerat Erich Ettlin erklärt in seiner Rolle als Kommissionspräsident die letzten Differenzen zu Efas. | Screenshot
Der Ständerat hat am Mittwochmorgen über die einheitliche Finanzierung ambulant und stationär (Efas) beraten. Die wesentlichen Punkte sind bereinigt. Noch bestehen zwischen National- und Ständerat fünf Differenzen. Eine davon betrifft die Vertragsspitäler.
Heute erhalten die Vertragsspitäler von den Krankenversicherern aus der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) 45 Prozent der stationären Kosten zurückerstattet. Vom Kanton erhalten sie nichts. Sie müssen daher die restlichen 55 Prozent der Kosten mit den freiwilligen Spitalzusatzversicherungen abdecken.
Mit Efas ändert sich der Verteilschlüssel der Finanzierung. Sowohl für ambulante wie auch für stationäre Behandlungen zahlen Kantone rund 26 und die Krankenkassen rund 74 Prozent der Kosten.
Gilt für Vertragsspitäler auch dieser Verteilschlüssel, erhielten sie dank Efas nicht 45, sondern 75 Prozent der Kosten von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) zurückerstattet.

150 Millionen zulasten der Prämienzahler

Daraus resultierte für Prämienzahlende eine Mehrbelastung von rund 150 Millionen Franken. Wie Medinside hier berichtet, stimmte der Nationalrat in der Herbstsession dieser Mehrbelastung der obligatorischen Grundversicherung zu und schaffte damit eine Differenz zum Ständerat. Die bürgerliche Mehrheit begründete dies mit dem zweifelhaften Argument des Wettbewerbs.
Der Ständerat will davon nichts wissen und lehnt ohne Diskussion die Besserstellung der Vertragsspitäler ab. Das heisst, dass die OKP bei den Vertragsspitälern trotz neuem Verteilschlüssel nur 45 Prozent der Kosten deckt. Nun muss der Nationalrat nochmals darüber befinden.

130 Millionen Rechnungen pro Jahr

Wenn die Kantone nicht nur stationäre, sondern auch ambulante Behandlungen und operative Eingriffe mitfinanzieren müssen, so wollen sie auch die Rechnungen kontrollieren können. Für manche ist das doppelt gemoppelt, da ja bereits die Krankenkassen die Rechnungskontrolle vornehmen und diesbezüglich Erfahrung haben.
Am Mittwochmorgen nannte Mitte-Ständerat Erich Ettlin in der Debatte zur einheitlichen Finanzierung ambulant und stationär (Efas) interessante Zahlen: Für die stationären Fälle, bei denen die Kantone 55 Prozent der Kosten tragen, fallen rund 1,3 Millionen Rechnungen an. «Wenn die ambulanten Leistungen dazukommen würden, dann wären das insgesamt etwa 130 Millionen Rechnungen pro Jahr», sagte der Obwaldner Ständerat, der die Sozial- und Gesundheitskommission (SGK) präsidiert.

  • Efas
  • politik
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Bundesrat soll Bericht über Gewalt gegen Gesundheitspersonal liefern

SP-Nationalrätin Farah Rumy will Vorfälle systematisch erfassen lassen, damit das Personal besser geschützt werden kann.

image

Tessin: Volk gegen mehr Vorschriften im Gesundheitswesen

Mit 55 Prozent Nein-Stimmen hat die Tessiner Bevölkerung eine Initiative zur Vereinheitlichung von Arbeitsbedingungen und Standards im Gesundheitsbereich abgelehnt.

image

Komplementärmedizin: Es bleibt, wie es ist

Der Ständerat versenkte einen Vorstoss, der Homöopathie, TCM, Phytotherapie oder Akupunktur ein bisschen aus der Grundversicherung entfernen wollte.

image

Medtech: «Zu viel Regulierung killt Innovation»

Swiss-Medtech-Direktor Adrian Hunn spricht im Interview über US-Strafzölle, EU-Hürden und Reformbedarf im Zulassungssystem.

image

Kritik an Drehtür-Karrieren im Gesundheitswesen

Das NGO «Public Eye» rechnet vor, wie häufig Experten zwischen der Pharmaindustrie und den Aufsichtsbehörden Swissmedic und BAG wechseln.

image

Die Prognose: Krankenkassen-Prämien wachsen um vier Prozent

Der Online-Vergleichsdienst Comparis rechnet mit einem weiteren Anstieg der Prämien – wegen der steigenden Gesundheitskosten und des Drucks auf die Zusatzversicherungen.

Vom gleichen Autor

image

«Hospital at Home ist Medizin im Team»

Die Spitex will beim Konzept Hospital@Home von Beginn weg eine zentrale Rolle spielen. Das ist aber nicht überall der Fall.

image

Palliative Care: «Wir brauchen nicht mehr Betten in Spitälern, aber in Hospizen»

Renate Gurtner Vontobel, die ehemalige Geschäftsführerin von Palliative.ch, blickt auf ihre fünfeinhalbjährige Amtszeit zurück.

image

«Kritiker der Komplementärmedizin haben eine zu einseitige Sicht»

SP-Ständerätin Franziska Roth kritisiert im Interview die Haltung von Gegnern der Komplementärmedizin. Sie verkennen den Wert der ärztlichen Expertise.