Unzufrieden mit der Pflicht zu Rechnungskopie

Das Resultat ist wenig überraschend: Laut einer Umfrage in Praxen und Spitälern ist das Versenden von Rechnungskopien zu aufwändig.

, 22. November 2023 um 15:36
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In Praxen und Spitälern unbeliebt: Das Kopieren und Versenden von Patientenrechnungen. | Freepik
Seit 2022 sind Ärzte, Spitäler und Labors verpflichtet, den Versicherten unaufgefordert eine Rechnungskopie zuzustellen. Zuvor weigerten sich vor allem die Spitäler, dies zu tun, weil es ihnen zu aufwändig war, wie Medinside berichtete.

Nur eine Seite wurde befragt

Nun zeigt eine Umfrage der Interessensgemeinschaft «E-Health», dass nur knapp die Hälfte der Befragten zufrieden sind mit der derzeitigen Lösung. Befragt wurden allerdings nur jene Seite, welche die Kopien verschicken muss, nämlich Praxen, Spitäler, Laboratorien und Therapeuten.
Die Patienten, die anhand der Rechnungskopien die verrechneten Leistungen kontrollieren können, wurden nicht einbezogen. Doch die befragten Praxen und Spitäler urteilten selber über den Patientennutzen: Viele gaben in der Umfrage an, dass die Patienten die Möglichkeit wenig nutzen und wegen der Rechnungskopie oftmals sogar verunsichert seien.

Bis zu 2,7 Minuten pro Rechnung

Die Umfrage bringt zutage, warum das Versenden von Rechnungskopien so unbeliebt ist: Die 180 Befragten kritisieren vor allem den zeitlichen Aufwand und die Kosten für die Bereitstellung der Rechnungskopie, aber auch die mangelnde Benutzerfreundlichkeit der digitalen Lösungen.
Befragte, die weniger als 500 Rechnungskopien pro Monat verschicken, rechnen mit etwa 2,7 Minuten pro Rechnungskopie für die Erstellung und den Versand. Befragte mit monatlich 5'000 bis 10'000 Rechnungskopien brauchen deutlich weniger, nämlich durchschnittlich nur 0,2 Minuten – wohl deshalb, weil sie die Erstellung und den Versand automatisiert haben.

Nur ein Drittel per Post

Rund zwei Drittel der Befragten nutzen einen digitalen Kanal für den Versand der Rechnungskopie, ein Drittel schickt die Rechnungen per Post, weil Patienten nicht zur Nutzung des digitalen Versands verpflichtet werden dürfen.
Zum Aufwand fürs Erstellen und Verschicken der Rechnungen komme dann auch noch der Aufwand für die Bearbeitung der Patienten-Anfragen hinzu, kritisieren die Befragten. In der Wahrnehmung der Ärzte und Spitäler melden sich Patienten viel häufiger, weil sie den Zweck der Rechnungskopie nicht kennen oder wegen technischer Fragen zum digitalen Versand, als wegen eventuell falsch verrechneter Leistungen.

Das Fazit der Umfrage

«Zur angestrebten Kostendämpfung dürfte die aktuelle Lösung nicht führen, weshalb eine Überarbeitung der Regelung angezeigt ist», lautet der Schluss aus den Ergebnissen.
Als mögliche Verbesserung nennt die IG «E-Health»:
  • Kompletter Verzicht auf den Papierversand.
  • Nur noch Rechnungskopien für Patienten, die das ausdrücklich wünschen.
  • Kombination mit anderen elektronischen Angeboten, welche einen Mehrwert bieten, wie Krankenkassen-Portale, Gesundheitsplattformen oder das elektronische Patientendossier (EPD).
  • Bereitstellung klarer organisatorischer Vorgaben für die Umsetzung.
  • politik
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