Windeln und Verbände aus dem Ausland künftig erlaubt

Krankenversicherer dürfen bald auch die Kosten für Verbandmaterial oder Inkontinenzhilfen vergüten, welche im Ausland gekauft worden sind.

, 1. September 2021 um 13:15
image
  • pflege
  • versicherer
Windeln und Pflaster dürfen Schweizer Patienten künftig auch im Ausland kaufen und dann der Krankenversicherung in Rechnung stellen. Prothesen hingegen müssen weiterhin in der Schweiz gekauft werden. Der Bundesrat hat beschlossen, entsprechende Rechtsgrundlagen zu schaffen.

Mehrere Millionen Sparpotenzial

Seit Jahren werden die hohen Preise für medizinische Hilfsmittel in der Schweiz kritisiert. Im Ausland kosten Inkontinenzwindeln oder Verbandmaterial oft nur einen Bruchteil. Vor vier Jahren ortete der Krankenkassenverband Santésuisse ein Sparpotenzial von 34 Millionen Franken. Und zwar aufgrund eines Ausland-Preisvergleichs mit Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Italien und Österreich.
Das Problem: Bisher durften die Schweizer Krankenkassen nur medizinische Produkte vergüten, die in der Schweiz gekauft worden sind. Nun will der Bundesrat diesen Schutz für Inland-Produkte aufheben. Allerdings nur teilweise. Nämlich nur bei denjenigen Produkten, bei denen die Anforderungen zur Anwendung und Abgabe niedrig sind. Dazu gehören insbesondere Verbrauchsmaterialien wie Verbände oder Inkontinenzhilfen.

Prothesen zu kompliziert für Auslandkauf

Diese einfachen Produkte entsprechen immerhin rund 60 Prozent der gesamten Vergütungen von medizinischen Mitteln und Gegenständen. Die frei gegebenen Produkte dürfen künftig aus dem gesamten Europäischen Wirtschaftsraum stammen.
Andere Produkte wie beispielsweise Prothesen, bei denen die Anforderungen für die Instruktion, Anwendung und individuelle Anpassungen hoch sind, dürfen weiterhin nicht aus der Grundversicherung bezahlt werden, wenn sie im Ausland bezogen werden. «Bei diesen Produkten besteht die Gefahr, dass die Instruktion oder die Anpassungen ungenügend sind und sie deshalb später in der Schweiz nochmals bezogen und vergütet werden müssten», befürchtet der Bundesrat. Zudem könnten die Versicherer in der Schweiz nicht pauschal beurteilen, ob die Abgabe dieser Medizin-Produkte im Ausland wirklich zweckmässig und günstig sei.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

«Ich verstehe die Ungeduld der 200'000 Pflegefachleute im Land»

Heute gehen Pflegekräfte in Bern auf die Strasse: Sie fordern die konsequente Umsetzung der Pflegeinitiative. Auch GLP-Nationalrat und Pflegefachmann Patrick Hässig ist dabei.

image

Sektionen des Pflegefach-Berufsverbands lösen sich auf

Mit etwas Wehmut nehmen die bisherigen regionalen Sektionen des Berufsverbands Abschied. Ab nächstem Jahr gibt es nur noch eine gesamtschweizerische Organisation.

image

Ein Blutstropfen Hoffnung bei Alzheimer

Neue Bluttests könnten die Alzheimer-Diagnostik revolutionieren – früher, einfacher, präziser. Sie eröffnen Chancen, das Gesundheitssystem zu entlasten und geben Patient:innen und Ärzt:innen neue Hoffnung.

image

BFS: Zahl privater Spitex-Anbieter erreicht Rekordwert

Die Zahl privater Spitex-Anbieter erreichte 2024 einen neuen Höchststand: 844 gewinnorientierte Unternehmen leisten immer mehr Pflegestunden, während gemeinnützige Organisationen Marktanteile verlieren.

image

Krankenkassen: Gezielte Empfehlungen sollen künftig erlaubt sein

Bisher dürfen Krankenversicherungen ihre Kunden nicht je nach ihrer Erkrankung über geeignete Massnahmen informieren. Das soll anders werden.

image

Gehälter von KVG-Managern «haben inakzeptable Höhen erreicht»

Die Kommission für soziale Sicherheit des Nationalrats kritisiert die hohen Gehälter einiger Krankenkassenmanagern und schlägt eine gesetzliche Deckelung vor.

Vom gleichen Autor

image

«Das Inselspital ist noch lange nicht über den Berg»

Das Inselspital wartete mit guten Meldungen auf. Doch der Insel-Kritiker Heinz Locher gibt keine Entwarnung.

image

So entgehen Sie dem Hochstapler-Syndrom

Viele Ärztinnen und Ärzte überfordern sich – und glauben dann selber, dass sie über ihrem Können spielen. Das ist schlecht für die Psyche.

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.