Wie Stadtplanung Fettleibigkeit verhindern könnte

Forscher der EPFL und der Uniklinik Lausanne kommen den Ursachen von Adipositas näher. Eine Rolle spielt, ob und wie Menschen in der Stadt leben.

, 6. Januar 2016 um 12:00
image
  • forschung
  • bmi
  • metabolismus
  • ernährung
Forschungen zeigen seit einiger Zeit: Fettleibigkeit kommt bei Menschen mit niedrigem Einkommen überdurchschnittlich vor. Zwar spielt auch die Genetik eine Rolle. Doch die Hauptursachen beziehen sich auf das soziale Umfeld. Zu diesem Schluss kommt auch eine aktuelle Studie der EPFL Lausanne.
Ärzte und Geographen liefern in diesem Papier Einblicke in die Ursachen von Übergewicht. Mit Daten von mehr als 6’000 Menschen aus Lausanne erstellten die Wissenschaftler eine Body-Mass-Index-Karte für die Stadt. 
Das Ergebnis: Die Karte zeigt eine klare Korrelation zwischen niedrigem Einkommen und Adipositas.
image
Arbeiterviertel sind überwiegend rot (BMI überdurchschnittlich); die Mittelklasse ist blau eingefärbt (BMI unter dem Schnitt). Bild: EPFL

Den Ursachen auf der Spur

Die Wissenschaftler haben in einem zweiten Schritt ihr Datenmaterial mit den bekannten Risikofaktoren bereinigt: Bildung, Einkommen, Alter, Gesundheit, ethnische Zugehörigkeit, Geschlecht und Alkoholkonsum.
Interessanterweise kommen aber noch andere Faktoren hinzu, schreiben die Forscher. «Die haben wir verpasst oder die Komplexität ist höher als angenommen». Ihre Studienergebnisse haben die Forscher im «British Medical Journal» veröffentlicht.

Stéphane Joost et al. «Persistent spatial clusters of high body mass index in a Swiss urban population as revealed by the 5-year GeoCoLaus longitudinal study», in: «British Medical Journal». Januar 2016.

Das ist der Schlüssel zum Verständnis

Eine Ursache vermuten die Forscher im städtischen Umfeld selbst. «Urbanismus» ist sicherlich der Schlüssel zu einem besseren Verständnis der Ursachen von Übergewicht», sagt Idris Guessous, Co-Autor der Studie, Arzt und Epidemiologe an der Universitätsklinik Lausanne und Genf. Eine Rolle spielen dabei womöglich:

  • Die Entfernung zu Grünflächen
  • Der Zugang zu Geschäften und Fast-Food-Restaurants
  • Die geographischen Abschottung
  • Räumliche Abhängigkeit, die zu einer «ansteckenden» Verhaltensangleichung führt

Guessous will diese und andere mögliche Erklärungen künftig nun besser erforschen. Die Erkenntnisse sollen – um Adipositas zu reduzieren – das Leben in der Stadt sowie die künftige Stadtplanung beeinflussen.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Nestlé drängt in den Gesundheitsmarkt

Kollagen im Kaffee: Nestlé plant «Gesundheitsbooster» für Lebensmittel.

image

Schweizer Hoffnung in der Krebsmedizin

Ein neues Medikament gegen das unheilbare Glioblastom schafft Hoffnung: bei manchen Patienten schrumpfte der Tumor um bis zu 90 Prozent.

image

Einseitige Impfung wirksamer? Studie wirft neues Licht auf Impfstrategien

Eine neue Studie kommt zu überraschenden Ergebnissen: Mehrfachimpfungen im selben Arm bieten einen besseren Schutz.

image

Epilepsie: Neue Folsäure-Empfehlung für Schwangere soll Krebsrisiko senken

Die Schweizerische Epilepsie-Liga empfiehlt, die tägliche Folsäure-Dosis von bisher vier bis fünf auf ein bis drei Milligramm zu reduzieren.

image

Brustkrebs-Screening im Alter birgt Risiko von Überdiagnosen

Eine Studie der Yale Medical School zeigt: Bei Frauen ab 70 Jahren, die eine Mammographien erhielten, wurden häufiger gesundheitlich unbedenkliche Tumore diagnostiziert als bei Frauen, die nicht an der Früherkennung teilnahmen.

image

Aargau will Med- und Health-Tech auf neues Niveau heben

Mit einem Projekt setzen das Kantonsspital Baden, die Stadt Baden und der Kanton Aargau neue Impulse für Innovationen in Medizin und Gesundheitstechnologie.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.