Qualität: Politiker wollen Ärzte in die Pflicht nehmen

Qualitätssicherung im Gesundheitswesen: Die Diskussion ist so alt wie das Krankenversicherungsgesetz (KVG). Die Gesundheitskommission will nun ernst machen. Derzeit finden Anhörungen statt.

, 12. Mai 2017 um 07:08
image
  • qualität
  • anq
  • gesundheitspolitik
  • ärzte
Wie weiter mit Qualitätsmassnahmen im Gesundheitswesen? Die Gesundheitskommission des Nationalrats will Spitäler, Ärzte und andere Leistungserbringer sowie die Krankenversicherer in die Pflicht nehmen. Das will sie freilich schon längst. Bereits 2004 reichte sie eine entsprechende Motion ein, in der sie vom Bundesrat verlangte, eine nationale Plattform zu schaffen, um qualitätssichernde Massnahmen im stationären und ambulanten Bereich durchzuführen. 

Ständerat: «Vergiss es»

Nach vielen Hearings und noch mehr Papier trat der Ständerat im zurückliegenden Sommer auf die Vorlage gar nicht erst ein. Die Sozialkommission des Nationalrats will nun noch retten, was zu retten ist. Schliesslich ist es nicht so, dass inzwischen gar nichts gemacht wurde. 
Zumindest im stationären Spitalbereich finden Qualitätsmessungen statt, deren Resultate vom ANQ veröffentlich werden. Auch die Pflegeheime dürften im kommenden Jahr so weit sein, Qualitätsmessungen durchführen zu können. Handlungsbedarf besteht vorab im ambulanten Bereich (Medinside berichtete)

Anhörungen

Laut der «Berner Zeitung» muss sich die Gesundheitskommission nun entscheiden, ob das Ganze Bottom-down oder Bottom-up geschehen soll. Beim Bottom-down-Ansatz, von oben nach unten, würde das Ganze zentralistisch vom Bundesrat gesteuert. Santésuisse plädiert jedoch für Bottom-up, wonach sich die Akteure selber organisieren. Die Sozialkommission führte diese Woche Anhörungen durch.

Wer bezahlt den Spass?

Noch ist ein anderes Problem aufgetaucht. Die Erhebung von Qualitätsindikatoren kostet Geld, geschätzte 20 Millionen Franken. Spitäler und Ärzte stellen sich auf den Standpunkt, dass Prämien- und Steuerzahler dafür aufkommen müssen. Felix Schneuwly, Gesundheitsexperte beim Vergleichsdienst Comparis,  findet das nicht in Ordnung: «Die Qualitätssicherung und deren Transparenz ist im KVG vorgeschrieben und muss darum in den Tarifen kalkuliert sein.»
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Kanton unterstützt Arztpraxis mit knapp 1,5 Millionen Franken

Um die Attraktivität des Hausarztberufs zu verbessern, spricht der Kanton Aargau Geld für eine Hausarztpraxis im Spital Muri.

image

EIZO-Lösung für ein Elektrophysiologie-Labor der nächsten Generation

Das neue hochmoderne Elektrophysiologie-Labor ist zu einer Ikone des Imelda- Krankenhauses in Bonheiden geworden. Das EP-Labor besteht aus drei Elementen: einem Operationsbereich, einem Kontrollraum und einem Serverbereich. Welche Anforderungen hatte das Krankenhaus? Lesen Sie hier die ganze Story.

image

Lässt sich der Blutzuckerspiegel bald mit einer Smartwach messen?

Schweizer Forschende haben eine Methode entwickelt, bei der sich mittels maschinellen Lernens und Smartwatch-Daten Unterzuckerungen erkennen lassen.

image

Gregor Kocher wird Chefarzt Thoraxchirurgie in Basel

Das privat geführte Claraspital in Basel hat Gregor Kocher zum Chefarzt Thoraxchirurgie ernannt. James Habicht wird ihn als Konsiliararzt unterstützen.

image

Fast jeder vierte Arzt verspürt massiv Selbstzweifel

Die «Perfektionismus-Kultur» in der Medizin müsse verändert werden. Dieser Ansicht sind Wissenschaftler um einen Medizinprofessor der renommierten Stanford Universität.

image

Ärzte ohne Grenzen: Zwei Mitarbeiter bei Angriff getötet

Im westafrikanischen Land Burkina Faso ist es zu einem brutalen und vorsätzlichen Angriff auf vier Mitarbeitende der Hilfsorganisation gekommen.

Vom gleichen Autor

image

Das Gesundheitssystem benötigt einen tiefgreifenden Kultur- und Systemwandel

18 Ideen, um den Kultur- und Systemwandel im schweizerischen Gesundheitssystem zu befeuern.

image

«Ich habe die Illusion in die Politik verloren»

Gesundheitsökonom Willy Oggier über Lobbyisten, Mehrfachrollen, Zweiklassenmedizin, Zusatzversicherungen, das Trauerspiel Tardoc und dessen Regisseur Alain Berset.

image

Warum ein zu starkes Wachstum teuer werden kann

Warum gab es fürs angelaufene Jahr in der Krankengrundversicherung derart hohe Prämienunterschiede? Wegen dem Risikoausgleich und dem BAG.