Um den Vollmond ranken sich seit Jahrhunderten zahlreiche Legenden und Mythen. Zudem werden ihm ausserordentliche Kräfte zugeschrieben: Er soll nicht nur Menschen in Werwölfe verwandeln können, sondern auch zu mehr Geburten führen, die Haare schneller wachsen lassen, Operationen erschweren und Vulkanausbrüche auslösen. Viele Menschen sollen mürrischer sein als sonst (was den Werwolf erklärt), schlechter schlafen und nachtwandeln.
«Supermond» 14 Prozent heller
Heute Mittwoch, 26. Mai, bis morgen Donnerstag, zirka 05.15 Uhr, ist zum zweiten Mal in diesem Jahr ein ganz besonderes Exemplar am Himmel zu betrachten: der «Supermond». Eines vorweg: Der Begriff Supermond ist weder historisch, astronomisch noch wissenschaftlich geprägt. Es war der Astrologe Richard Nolle, der 1979 erstmals über einen «Supermond» schrieb.
Nolle machte ihn für Erdbeben und Vulkanausbrüche verantwortlich. Und auch wenn seine Überlegungen nicht auf wissenschaftlichen Grundlagen beruhen: Gezeitenkräfte von Mond und Sonne führen nicht nur zu Ebbe und Flut, sondern auch zu
Bewegungen in der Erdkruste. Interessant: Seit heute spuckt der
Ätna wieder Lava! Was man mit Sicherheit weiss: Der grösste Vollmond des Jahres ist durchschnittlich sieben Prozent grösser und 14 Prozent heller als sonst.
Geräte erfassen Schlaf-Wach-Rhythmus
Studien mit widersprüchlichen Ergebnissen zum Thema Mond und seinen Einfluss auf uns Menschen gab es schon viele. Nun hat ein Team um
Leandro Casiraghi von der University of Washington in Seattle bei Angehörigen indigener Gemeinschaften sowie bei Studenten aus der US-Grossstadt Seattle untersucht, ob und inwieweit sich ihr Schlaf im Verlauf der Mondphasen verändert.
Casiraghi und seine Kollegen verwendeten dafür kleine Geräte, welche die Probanden über mehrere Wochen hinweg am Handgelenk trugen und die deren Schlaf-Wach-Rhythmus erfassten.
Schlaf verkürzt sich
An der Studie nahmen 98 Mitglieder der indigenen Gemeinschaft Toba-Qom aus Argentinien teil. Manche lebten in ländlichen Regionen ohne Elektrizität, andere wohnten zwar ländlich, hatten aber eine elektrische Lichtquelle zu Hause. Eine dritte Gruppe wohnte in städtischen Gebieten mit vollem Zugang zu Elektrizität. Miteinbezogen wurden zudem 464 Studenten aus Seattle - eine Stadt mit hoher Lichtverschmutzung, in der das Mondlicht nachts kaum wahrnehmbar ist.
Das Ergebnis: Die Forscher sahen eine klare Modulation des Schlafes durch den Mond mit späterem Einschlafen und einer kürzeren Schlafdauer in den Tagen vor einem Vollmond: In den drei bis fünf Tagen vor dem Vollmond schliefen die Toba-Qom-Mitglieder rund 20 Minuten kürzer als bei Neumond. Gruppen mit weniger Zugang zu elektrischem Licht waren dabei stärker von den Veränderungen des Mondlichts betroffen.
Was die Forscher überraschte: Der gleiche Effekt zeigte sich in abgeschwächter Form auch bei den Studenten aus Seattle: Sie gingen kurz vor dem Vollmond später ins Bett und schliefen insgesamt kürzer. Casiraghi und sein Forscherteam stellten die Hypothese auf, dass die beobachteten Muster eine angeborene Anpassung sind, «die es unseren Vorfahren ermöglichte, diese natürliche Quelle des Abendlichts zu nutzen, die zu einer bestimmten Zeit während des Mondzyklus auftrat».
Er war schon in den frühen Morgenstunden ersichtlich: der sogenannte Supermond hier im Fricktal. (mjollnir.ch)