Weshalb Medizin-Studierende so anfällig auf Alkoholmissbrauch sind

Angehende Ärzte in den USA greifen doppelt so häufig zur Flasche als der Durchschnittsbürger. Dies geht aus einer aktuellen Studie der Mayo Clinic hervor. Das sind die fünf Gründe.

, 17. März 2016 um 10:35
image
  • usa
  • ärzte
  • medizinstudium
  • ausbildung
Medizin-Studierende kämpfen doppelt so häufig mit Alkoholproblemen als die allgemeine Bevölkerung. Das ist das Resultat einer in den USA durchgeführten Studie der bekannten amerikanischen Mayo Clinic in Rochester.
Das nun in «Academic Medicine» veröffentlichte Papier stellt fest: ein Drittel der über 4'400 befragten Medizinstudierenden – und zwar geschlechtsunabhängig – berichteten von Alkoholmissbrauch oder -abhängigkeit. Bei der Allgemeinbevölkerung lag diese Rate bei 15 Prozent – also die Hälfte. 

Eine Rolle spielen auch Schulden

Die Wissenschaftler orten zudem einen Zusammenhang zwischen Alkoholproblemen und dem Burnout-Syndrom oder Depressionen. Faktoren, die eine Rolle spielen, seien:
  • Emotionale Erschöpfung
  • Gefühle von Depersonalisation
  • Die Betroffenen sind jünger als die meisten Kollegen im Medizinstudium
  • ledig – unverheiratet
  • Druck der Schulden aus Studenten-Darlehen (180’000 Dollar im Schnitt)
Die angehenden Ärzte zeigten zudem auch ein doppelt so hohes Risiko für Alkoholprobleme als Chirurgen und Ärzte allgemein, so eine weitere Studienerkenntnis.

Wellness-Programme sollen Abhilfe schaffen

«Unsere Ergebnisse zeigen deutlich, dass es einen Grund zur Sorge gibt», sagt Liselotte Dyrbye, die Hauptautorin der Studie und Internistin an der Mayo Clinic.
Für diese Probleme müssen die Medizinfakultäten eine Lösung finden. Die Studienautoren empfehlen etwa Wellness-Programme in den Medical Schools, um Stressfaktoren zu identifizieren und diese dann abzubauen.
Eric Jackson, Tait Shanafelt, Omar Hasan, Daniel Satele, Dyrbye Liselotte «Burnout and Alcohol Abuse/Dependence Among U.S. Medical Students», in: «Academic Medicine», März 2016.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Uni Genf überarbeitet Medizinstudium

Die medizinische Fakultät der Genfer Universität leitet mehrere Reformen in der Lehre ein. Sie reagiert damit auf neue Herausforderungen – von der Künstlichen Intelligenz bis zur Sinnkrise des Arztberufs.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Todesfall wirft Fragen zur Zulassung ausländischer Ärzte auf

Rund 3000 Ärzte arbeiten in der Schweiz ohne offiziell anerkanntes Diplom. VSAO-Präsident Severin Baerlocher fordert im «Tagesanzeiger», den Ärztebestand vorrangig mit hier ausgebildeten Fachkräften zu sichern.

image

Lehre mit Herz und KI: Der SGAIM Teaching Award 2025 geht nach St. Gallen

Simone Krähenmann zeigt, wie moderne Medizinlehre digitale Tools nutzen kann – doch zentral bleiben nahbare Ausbildner mit Begeisterung. Dafür wird sie mit dem SGAIM Teaching Award 2025 geehrt.

image

Zürich will hunderte neue Medizin-Studienplätze schaffen

Mit dem Projekt «Med500+» steigt die Zahl der Plätze für Studienanfänger von 430 auf 700. Zehn neue Professuren sind geplant.

image

Medizinstudium: Berns Parlament setzt ein klares Zeichen

Ohne Gegenstimmen nahm der Grosse Rat einen Vorstoss an, der mehr Studienplätze verlangt. Auch soll der Kanton dafür neue Bauten sowie Fördermassnahmen für unterversorgte Medizin-Fachrichtungen finanzieren.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.