USA: Suizid-Rate steigt auf 30-Jahres-Hoch

In einer aktuellen Statistik der US-Gesundheitsbehörden ist besonders die Suizidrate bei Frauen sowie bei Mädchen zwischen 10 und 14 Jahren auffällig.

, 25. April 2016 um 10:01
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Die Suizidrate ist in den USA zwischen 1999 und 2014 um 24 Prozent angestiegen. Dies meldet die Gesundheitsbehörde für Krankheitskontrolle und Prävention (Centers for Disease Control and Prevention).
Während es im Zeitraum zwischen 1986 und 1999 zu einer konsequenten Abnahme gekommen war, verzeichneten die Forscher zwischen 1999 und 2014 eine stetige Zunahme – insbesondere nach dem Jahr 2006. 
Damit befinde sich die Zahl auf dem höchsten Stand seit 30 Jahren, heisst es. Der Bericht nennt einige auffällige Entwicklungen:

  • Der Anstieg zeige sich allgemein, bei Männern wie bei Frauen, und in allen Altersgruppen. Einzige Ausnahme: Menschen im Alter von über 75 Jahren.
  • Der Unterschied zwischen Männern und Frauen habe sich verkleinert und der Anstieg in der Altersgruppe zwischen 45 und 64 Jahren falle besonders deutlich aus.
  • Es entscheiden sich mehr Frauen als früher für den Freitod. Der Anstieg im Zeitraum von 1999 bis 2014 beträgt bei den Frauen 45 Prozent. Bei den Männern dagegen 16 Prozent.
  • Vor allem Mädchen fielen in der Statistik auf. Der Anstieg der Suizide bei der Altersgruppe zwischen 10 und 14 Jahren war am grössten.
  • Auf absolute Zahlen gebracht: Im Jahr 1999 haben rund 30’000 Menschen in den USA den Freitod gewählt, 2014 waren es rund 43’000.
  • Feuerwaffen bleiben das meist angewandte Mittel, vor allem bei den Männern. Die Zahlen würden aber eine auffallende Häufung von Erstickungstoden zeigen. Das wird damit in Zusammenhang gebracht, dass dies die am häufigsten benutzte Methode bei den Frauen sei, die sich das Leben nehmen.

Unklare Gründe

Erklärungen zu den Ursachen für den starken Anstieg liefert der Bericht der Gesundheitsbehörde nicht. Als mögliche Faktoren nennen Experten in US-Medien unter anderem einen erhöhten Missbrauch von verschreibungspflichtigen Opiaten oder den wirtschaftlichen Abschwung.
Im Februar 2015 haben Wissenschaftler der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich in einer Studie im Fachmagazin «The Lancet Psychiatry» nachgewiesen, dass weltweit einer von fünf Suiziden mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten und Arbeitslosigkeit verbunden war.
Litauen, Südkorea und Russland haben die höchsten Anzahl an Suiziden pro 100'000 Einwohner. Dies zeigen Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
Die Schweiz ist auf der WHO-Ranglist auf Platz 43 und gehört innerhalb von Europa zu den Ländern mit einer überdurchschnittlich hohen Rate. Pro Jahr sterben in der Schweiz laut Statistik rund 1'000 Personen durch Freitod.
Der Bund wurde beauftragt einen Aktionsplan für die Suizidprävention in der Schweiz vorzulegen. Dieser Plan hat zum Ziel, diese Zahl zu reduzieren. Der Bundesrat soll den Aktionsplan bis Ende Jahr verabschieden.  
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