Ups. Im Kino wird wieder mehr geraucht

Grosse Hollywood-Filme zeigten letztes Jahr um 80 Prozent mehr Tabakkonsum-Bilder als im Vorjahr.

, 13. Juli 2017 um 06:56
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Zu diesem Befund kommt ein Bericht, den die amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention jetzt veröffentlicht haben. Gegenüber dem Jahr 2010 lag die Anzahl der im Kino gezeigten Rauch-Szenen um 72 Prozent höher.
Das ist zwar noch statistisch interpretierbar, aber mehr und mehr wird greifbar, dass der Abwärtstrend beim filmischen Einsatz von Zigaretten, Zigarren, Pfeifen, Schnupftabak oder E-Zigaretten gestoppt hat. Und angesichts der Marktmacht von Hollywood gelten die Aussagen der CDC wohl weitgehend auch für die Schweiz.


Ausgangslage ist dabei die Annahme, dass Jugendliche, welche öfter Zigarettenszenen im Film sehen, auch mit einer zwei- bis dreimal höheren Wahrscheinlichkeit zu rauchen beginnen. Entsprechend hätte es einen grossen gesamtgesundheitlichen Nutzen, wenn solche Szenen gar nicht erst vorkommen würden.
Unter dem Druck der öffentlichen Debatte hatte die Filmindustrie dieses Anliegen auch zu beherzigen begonnen. Insbesondere zwischen 2005 und 2010 sank die Zahl solcher Szenen stetig – nachdem sie zuvor ebenso stetig angestiegen war. In den Jahren nach 2010 verlief die Kurve dann flach.

Das Jazzclub-Problem

Die jüngste Auswertung der US-Präventionsbehörde CDC ergibt nun, dass 41 Prozent der Kinofilme, die es 2016 irgendeinmal unter die der zehn erfolgreichsten Filme der Woche schafften, auch Rauch-Szenen zeigten. 2010 hatte die Quote 45 Prozent betragen – also sogar noch ein bisschen mehr.
Nur: Zugleich wurde heftiger geraucht auf Zelluloid, oder anders gesagt: Die Gesamtzahl der einzelnen Tabakszenen in einem Film stieg gegenüber 2010 um 72 Prozent an. Und wenn man diese Zahl dann noch ins Verhältnis stellt zur Popularität der jeweiligen Filme, so zeigt sich eben: Die Zahl lag letzes Jahr um 80 Prozent höher als im Jahr davor.


Dass sich hier eine Trendwende abzeichnet, ist allerdings noch keineswegs klar. In die Erhebung spielt auch stark hinein, dass einzelne Erfolgsfilme die Quote nach oben jagen können – etwa wenn dort aus atmosphärischen Gründen stärker geraucht wird. So geschehen letztes Jahr bei «La La Land», das mit seinen in der Vergangenheit angesiedelten Jazzclub-Szenen das eine odere andere Räuchlein steigen liess. Ähnliche Zahlentreiber waren «X-Men: Apocalypse», «The Girl on the Train» oder «10 Cloverfield Lane».

«Scenesmoking.org»: Hier findet sich eine stetig aktualisierte Auswertung der «Tabak-Intensität» der amerikanischen Filme

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