Unispital Zürich: Offener Streit um Lehrstuhl

Für den Lehrstuhl Endokrinologie, Diabetologie und klinische Ernährung am Zürcher Universitätsspital kommen drei Kandidaten infrage. Doch der Ablauf steht nun in der Kritik.

, 19. Oktober 2015 um 06:00
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Die Kandidaten für den frei werdenden Lehrstuhl Endokrinologie, Diabetologie und klinische Ernährung am Universitätsspital Zürich stehen fest: Zwei Professoren aus Deutschland und ein Oberarzt aus dem Team des jetzigen Inhabers Giatgen Spinas. Die offizielle Wahl durch den Universitätsrat steht noch an.
Die «Neue Zürcher Zeitung» berichtet nun auch über erheblichen Widerstand: Mehrere namhafte Forscher, Professoren und Endokrinologen aus der Schweiz kritisierten das Berufungsverfahren scharf. Der Grund: Marc Donath, einer der renommiertesten Schweizer Mediziner, sei bereits in der ersten Runde für den Klinik-Posten nicht berücksichtigt worden.

Die klare Nummer eins kommt nicht infrage

Man spricht von einem «schockierenden» und «diffamierenden» Entscheid. Die Professoren bezeichnen die Vorgänge als «völlig unverständlich» und «für die Universität Zürich rufschädigend», wie die NZZ erfuhr.
Marc Donath war früher sechs Jahre am Unispital Zürich tätig und ist seit sechs Jahren Chefarzt und Professor der Endokrinologie am Unispital Basel. In der Schweizer Endokrinologen-Szene sei er die klare Nummer eins, heisst es aus Expertenkreisen. Sein wissenschaftlicher Ausweis sei hervorragend.

Krach um Publikation

Donath selbst führt die Nichteinladung auf frühere Auseinandersetzungen mit Spinas zurück, wie er auf Anfrage der NZZ sagte. Er habe sich, als er noch in Zürich arbeitete, geweigert, den Namen seines damaligen Chefs auf eine Publikation zu nehmen, an der Spinas laut Donath nicht mitgearbeitet hatte.
Das Berufungsverfahren an der Universität Zürich bezeichnet Marc Donath laut der Zeitung als «grotesk». Er zweifelt die Unabhängigkeit der Kommissionsmitglieder an.

«Fadenscheinige Begründung»

Begründet hatte die Kommission die Nichtberücksichtigung mit dem Argument, dass Donath aus grundsätzlichen Überlegungen nicht infrage komme. Man suche für den Klinik-Posten keinen Diabetologen, sondern einen stärker auf die Endokrinologie fokussierten Bewerber.
Diese Argumentation halten die Kritiker jedoch für fadenscheinig. «Seine Forschung findet vor allem im Gebiet des Diabetes statt, aber er ist ein klinisch aktiver Endokrinologe mit einem hervorragenden Leistungsausweis in der klinischen Endokrinologie sowohl als akademischer Arzt als auch als Lehrer», heisst es in einem Protestschreiben, das der NZZ vorliegt.
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