SVP kritisiert die neuen Fakultäten der Uni Luzern

Medizin und Psychologie: die Universität Luzern will zwei neue Fakultäten schaffen. Diese Idee kommt nicht bei allen Parteien gleich gut an.

, 14. Juni 2022 um 09:17
image
  • universität luzern
  • medizin
  • psychologie
  • politik
Die Universität Luzern will konkurrenzfähig bleiben. Der Grund: Anders als andere Schweizer Universitäten bietet die zentralschweizer Institution nur Studiengänge mit einem humanwissenschaftlichen Fokus an. Deshalb sollen nun zwei neue Fakultäten geschaffen werden: eine für Verhaltenswissenschaften und Psychologie und eine für Gesundheitswissenschaften und Medizin. 
Das Departement Gesundheitswissenschaften und Medizin besteht bereits und soll nun zu einer Fakultät aufgewertet werden. Medinside berichtete darüber. Gestern Montag stellten Bildungsdirektor Marcel Schwerzmann und Uni-Rektor Bruno Staffelbach ihre Pläne vor. 

Psychologie ein neues Terrain

Die Schaffung der neuen Fakultät Gesundheitswissenschaften und Medizin (GWM) sei relativ unkompliziert, weil das Departement bereits bestehe und finanziert sei, wird Staffelbach von der «Luzerner Zeitung» zitiert. Zur Erklärung: Die GWM-Fakultät will sich auf die drei Bereiche Gesundheitswissenschaften, Medizin und Rehabilitation fokussieren. 
In der gestrigen Vernehmlassung machte Staffelbach deutlich, dass es sich um eine schweizweit einmalige Integration von Gesundheitswissenschaften und Medizin handle und die Uni Luzern sich dadurch im Wettbewerb der Universitäten in  Nischen positionieren und profilieren könne. 
Die Fakultät für Verhaltenswissenschaften und Psychologie (VWP) hingegen sei für die Universität Luzern neues Terrain. Ziel sei es, so Marcel Schwerzmann, damit das humanwissenschaftliche Profil der Uni abzurunden. 2023 soll ein verhaltenswissenschaftliches Forschungslabor aufgebaut und in Betrieb genommen werden. Die ersten Psychologiestudierenden sollen im Herbstsemester 2024 anfangen. 
Die Krux: Entscheidet sich der Kantonsrat im Herbst gegen die Änderung des Universitätsgesetzes, wird die Schaffung von den beiden neuen Fakultäten in Luzern nicht möglich sein. 

Die Bedenken der SVP

Bis dato scheint dieses Vorhaben jedoch Grösstenteils in der Politik unbestritten. So waren die meisten Teilnehmer der Vernehmlassung der Idee positiv gestimmt. Gegen die Gründung der neuen Fakultäten stellt sich einzig die SVP. 
Die Partei befürchtet, dass Studenten «Light-Ärzte» werden oder mit «medizinischem Halbwissen» Institutionen beraten.
Der Bedarf an neuen Ärzten und deshalb auch an der medizinischen Ausbildung sei durchaus gegeben. Ob die neue Luzerner Fakultät diesem Bedürfnis Rechnung trage, wird laut «Zentralplus» von der SVP in Frage gestellt. Dies, insbesondere mit der geplanten Ausrichtung auf Gesundheitswissenschaften.
Die Partei befürchte, dass Studenten «Light-Ärzte» werden oder mit «medizinischem Halbwissen» Institutionen beraten. Weiter werde auch die psychologische Fakultät dem Bedarf nicht gerecht; es fehlt vor allem an klinisch ausgebildeten Psychiaterinnen. Die Arbeitsfähigkeit der künftigen Absolventinnen zweifelt auch die FDP an.

Regierungsrat entschärft

Der Regierungsrat entschärfte diese Kritik: Die Absolventen des Gesundheitswissenschaften-Studiums würden keinesfalls später als Ärzte tätig sein, sondern vielmehr den Medizinern in verschiedenen Tätigkeiten zur Seite stehen. 
Zudem sorge die Zusammenarbeit mit der Universität Zürich dafür, dass für die angehenden Ärzte ein komplettes Medizinstudium angeboten werde. Ebenso stark praxisorientiert werde der psychiatrische Studiengang sein.

Finanzierung in der Kritik

Obwohl das Vorhaben mehrheitlich Zustimmung fand, gab auch die geplante Finanzierung durch Dritte zu reden. Die Sorge der Grünen, Grünliberalen und des Verbands des Personals öffentlicher Dienste Luzern ist es, dass die Uni Luzern in Abhängigkeiten von Dritten gerät. Diese Geldquellen seien zudem unsicher und würden Schwankungen unterliegen. Laut «Zentralplus» gab der Regierungsrat aber auch hier Entwarnung. 
Wie und ob es weiter geht mit dem Vorhaben, wird sich an den Herbstsessionen im Kantonsrat zeigen. Die Vorlage zur Änderung des Universitätsgesetzes soll im September und Oktober 2022 beraten werden. In Kraft treten soll sie im Februar 2023.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image
Gastbeitrag von Felix Schneuwly

EPD: Noch mehr Geld und Zwang machen es auch nicht besser

Ein brauchbares elektronisches Patientendossier wäre überfällig. Aber weiterhin sind wichtige Fragen offen. Zum Beispiel: Wie müsste das EPD sein, damit es auch genutzt wird? Warum fehlen viele praktische Features?

image

These: Die Tarifpartnerschaft funktioniert grundsätzlich nicht

Der Tarifstreit in der Physiobranche bleibt aktuell. Politikerinnen fragen nun, ob die Tarifpartnerschaft bewusst ausgebremst wird. Der Bundesrat nahm jetzt Stellung.

image

Zürich: Ausbildungsoffensive konkretisiert sich

Der Kanton sieht 100 Millionen Franken für die praktische Ausbildung und für die Unterstützung von Personen in Pflege-Ausbildung vor.

image

Widerstand gegen UPD-Sparmassnahmen weitet sich aus

Nun wehren sich auch Ärzteschaft und Pflegepersonal gegen die Einsparungen bei den Universitären Psychiatrischen Diensten Bern.

image

«Efas ist ein Etikettenschwindel»

Laut Heinz Locher steckt das neue Finanzierungsmodell Efas voller Minen. Der Gesundheitsökonom zweifelt, dass es fristgerecht umgesetzt wird.

image
Gastbeitrag von Roland Wiederkehr

Hypnose: Wirksam, zweckmässig, wirtschaftlich – und ignoriert

Hypnosetherapien könnten helfen, die Gesundheitskosten einzudämmen. In den Spitälern der Romandie sind sie bereits verankert. Wann folgt die Deutschschweiz?

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.