Tuberkulose: CH-Forscher warnen vor Antibiotika-Resistenz

Gegen zwei erst zugelassene Tuberkulose-Medikamente gibt es bereits Resistenzen. Experten vom Tropen-Institut Basel warnen jetzt vor den Folgen.

, 12. November 2015 um 11:08
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Erst kürzlich wurden die beiden Antibiotika Bedaquilin und Delamanid zur Behandlung einer multiresistenten Tuberkulose bewilligt.
Doch nun entdeckten Forscher des Schweizerischen Tropen-und Public Health-Instituts (Swiss TPH) und der Universität Zürich bereits eine Doppelresistenz gegen diese zwei Wirkstoffe.

Letzte Möglichkeit: Teilentfernung der Lunge

Die Wissenschaftler schildern in einer Fallstudie den Krankheitsverlauf eines in die Schweiz eingewanderten Mannes, bei dem eine Therapie mit mehreren verschiedenen Antibiotika erfolglos verlief.
Der tibetanische Mann überlebte nur dank einer operativen Teilentfernung seiner Lungenflügel, wie die Studienautoren in der Fachzeitschrift «New England Journal of Medicine» erläutern. 

«Auch in der Schweiz kaum heilbar»

Das Problem liege nicht nur in der raschen Resistenz-Entwicklung der Bakterien. Die Forscher kritisieren, dass die Tuberkulose-Forschung vernachlässigt worden sei. Die Tuberkulose werde in erster Linie als Krankheit von Entwicklungsländern verstanden. Doch dem sei längst nicht mehr so.
In vielen Ländern Osteuropas verbreiten sich multiresistente Stämme und treten auch in der Schweiz immer häufiger auf. «Dass eine multiresistente Tuberkulose selbst in der Schweiz kaum heilbar ist, bereitet mir Sorgen», sagt Sébastien Gagneux, vom Swiss TPH und Mitautor der Studie, in einer Mitteilung. Die hoch ansteckende Krankheit bleibe eine globale Bedrohung, hält das Institut fest.
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