Dass für den Ärzte-Nachwuchs die falschen Leute ausgewählt werden – dieser Vorwurf gehört eng zu jeder Debatte über Numerus Clausus und Medizinstudium.
Stimmen wie Bildungsökonom Beat Sottas, Gesundheitspolitikerin Ruth Humbel oder Ärzte-Funktionär Jacques de Haller kritisierten mehrfach, dass bei der «Aussiebung» im und vor dem Studium beispielsweise die Sozialkompetenz unbeachtet bleibt, dass für Hausärzte wichtige Eigenschaften zu kurz kommen – und dass letztlich eher Forscher und Naturwissenschaftler herangezogen würden.
In ein ähnliches Horn stösst nun auch Thierry Carrel. Der bekannte Herzchirurg äusserte sich am Wirtschaftssymposium in Aarau – Thema: «Herausstechende Talente» – kritisch zu den Nachwuchsärzten im Land.
Der Arztberuf verlange die Bereitschaft zu ausserordentlichen Einsätzen,
so Carrel laut der «Aargauer Zeitung»; und diese Bereitschaft vermisse er teilweise bei den Medizinern der jungen Generation.
«Leute, die von Anfang an begeistert sind»
Der Direktor der Berner Universitätsklinik für Herz- und Gefässchirurgie kritisierte denn auch das Selektionsverfahren in der Schweiz. Die Softfaktoren würden bei künftigen Medizinstudenten zu wenig berücksichtigt, sagte Thierry Carrel: «50 Prozent sind falsch ausgewählt.»
Man benötige in diesem Beruf «Leute, die von Anfang an begeistert sind» – und in der heutigen Realität vermisse er teils das Funkeln in den Augen.
Dabei genüge auch dies allein nicht: «Es gibt auch begeisterte Leute, die nicht geeignet sind.» Bewerber, die in Carrels Klinik angestellt werden möchten, müssten folglich in Gesprächen mit bis zu sechs verschiedenen Personen überzeugen.