Test für Mediziner: Wie gut ist Ihre Statistikkompetenz?

Ein neuer Schnelltest zeigt, dass viele Medizinstudierende und auch Professoren zu wenig Ahnung von Statistik haben. Und Sie als Arzt oder medizinisches Fachpersonal?

, 25. Oktober 2018 um 09:11
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Was bedeutet die Genauigkeit von 99,5 Prozent bei einem HIV-Test? Kann eine Darmspiegelung das Risiko verringern, an Darmkrebs zu sterben? Und um wie viel Prozent erhöht die Antibabypille das Thromboserisiko? Ärzte müssen Studienergebnisse interpretieren und Chancen und Risiken von Behandlungsmethoden abschätzen. Gute medizinische Versorgung braucht Statistik.
Wie sieht das in der Realität aus? Eine Beobachtungsstudie vom Harding-Zentrum für Risikokompetenz am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung zeigt: Studierende beantworteten im Durchschnitt nur die Hälfte, die Lehrenden dreiviertel aller Fragen richtig. Die Ergebnisse der Studie sind im Fachjournal «BMJ Open» veröffentlicht.
Jenny, M. A., Keller, N., & Gigerenzer, G. (2018). «Assessing minimal medical statistical literacy using the Quick Risk Test: A prospective observational study in Germany», in: «BMJ Open», Oktober 2018.

Studierende kurz vor Abschluss

Mit zehn Multiple-Choice-Fragen wurde die Fähigkeit, Risiken einzuschätzen und Wahrscheinlichkeiten zu verstehen, sowie das Verständnis zentraler Begriffe aus der Medizinstatistik geprüft. Die Fragen basieren auf Situationen aus der ärztlichen Praxis. «In einem guten Gesundheitssystem müsste jede Medizinerin und jeder Mediziner diese Fragen richtig beantworten können», sagt Mirjam Jenny, Erstautorin der Studie und Leitende Wissenschaftlerin am Harding-Zentrums für Risikokompetenz.
Den Test durchgeführt haben 169 Studierende und 16 Lehrende. Die Studierenden standen kurz vor ihrem Abschluss an der Charité Berlin, die Lehrenden waren Professoren und erfahrene Dozenten, die eine Fortbildung an einer deutschen Universität besuchten. Für alle war die Teilnahme an dem Test freiwillig und anonym.
Eine Frage des Schnelltests lautet beispielsweise: Der Hersteller eines medizinischen Tests gibt Ihnen Auskunft über die Sensitivität und Spezifität des Tests. Sie wollen Ihrem Patienten mitteilen, wie wahrscheinlich es ist, tatsächlich erkrankt zu sein, wenn ein positives Testergebnis vorliegt. Welches Maß brauchen Sie zusätzlich für Ihre Berechnung?
Die Antwortmöglichkeiten:
A) Mortalität
B) Prävalenz
C) Kohärenz
D) Latenz
Die richtige Antwort ist «B».

90 Minuten kann Kompetenz verbessern

Die Studie konnte anderseits aber auch zeigen, dass man diese Lücke an statistischem Wissen bei Medizinstudierenden leicht schliessen kann: Nachdem die Studierenden den Test zum ersten Mal durchgeführt hatten, nahmen sie an einem Kurs teil, in dem mit theoretischem Input und praktischen Übungen medizinische Statistik gelehrt wurde. Anschliessend führten die Studierenden den Schnelltest erneut durch. Dieses Mal beantworteten sie im Durchschnitt 90 Prozent aller Fragen richtig.

Machen Sie jetzt den Multiple-Choice-Test:  Hier geht es zum  «Schnelltest Risikokompetenz» mit Lösungen.

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