Tarif-Streit mit IV: Kinder-Spitäler bleiben auf den Kosten sitzen

Für die Invalidenversicherung sind die Tarife der Kinderspitäler zu hoch. Das führt zu ungedeckten Kosten bei den Spitälern – was existenzgefährdend werden kann.

, 14. Oktober 2015 um 09:10
image
Die Invalidenversicherung (IV) will den Kinderspitälern in der Schweiz nur noch jene Kosten erstatten, die bei einer Behandlung auf einer Allgemeinabteilung im nächstgelegenen Spital entstehen würden – also in einem Spital für Erwachsene.
Doch damit sind nicht alle einverstanden: Die Kindermedizin sei «betreuungsintensiver und daher teurer als die Behandlung erwachsener Patientinnen und Patienten», sagt Thomas Engesser dem «St. Galler Tagblatt». Engesser ist Leiter Finanzen und ad interim Vorsitzender der Spitalleitung des Ostschweizer Kinderspitals.

Ungedeckte Kosten bei einer Frühgeburt

Die Folge dieser neuen IV-Tarife spüren die Kinderspitäler direkt in der Kasse. Ein Beispiel: Eine Frühgeburt führe rasch zu einem Spitalaufenthalt von hundert Tagen. Grob geschätzte Kosten: 250’000 Franken. Die derzeitige Entschädigung der Invalidenversicherung: 200’000 Franken.
Durch die tieferen Tarife dürften dem Ostschweizer Kinderspital laut dem «Tagblatt»-Bericht jährlich 1,2 Million Franken an ungedeckten Kosten entstehen. Ausfälle kompensieren die Trägerkantone.

Politik will Sparexempel stoppen

«Eine ungenügende Finanzierung durch die Invalidenversicherung führt mittelfristig zu einer Verschlechterung und Ausdünnung des Leistungsangebots und gefährdet den Versorgungsauftrag. Längerfristig gefährdet sie die Existenz der Kinderspitäler», ist Thomas Engesser überzeugt. 
Inzwischen ist auch die Politik aktiv geworden. CVP-Kantonsrat und Urologe Thomas Warzinek habe einen Vorstoss zum Tarifstreit zwischen der IV und dem Ostschweizer Kinderspital eingereicht, heisst es im Bericht. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Insel schreibt Rekordverlust, ist aber zuversichtlich

Der Verlust von 113 Millionen Franken beunruhigt die Insel-Leitung nicht sehr. Gesundheitsexperten jedoch schon.

image

Spital Davos holt CEO von der Klinik Gut

Carmen Mathis wird im Mai Daniel Patsch ablösen. Für sie sprach unter anderem, dass sie viel Bau-Erfahrung hat.

image

Fabrice Zumbrunnen wird Ober-Chef von Swiss Medical Network

Der ehemalige Migros-Konzernlenker wird CEO von Aevis Victoria.

image

Freiburger Spital erwartet Verlust von fast 30 Millionen Franken

Höhere Lohnkosten und die Inflation verschärfen die Lage am HFR. Viele Investitionen liegen 2024 nicht drin.

image

CHUV schafft Spezialprogramm für Patienten mit Autismus

Mit einer spezifischen Betreuung und angepassten Wegen sollen beide Seiten entlastet werden – die Patienten wie das Personal.

image

Kantonsspital Aarau holt Chef Neuroradiologie aus St. Gallen

Pasquale Mordasini übernimmt die vakante Chefarzt-Position im November.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.