«Swisstransplant» befürchtet Einbruch von Organspenden

Schweizer Organspenden sind stark rückläufig. Ohne Kehrtwende wird nun mit einem Einbruch von 20 Prozent gerechnet. Besorgniserregend: Derzeit befinden sich knapp 1500 Personen auf der Warteliste.

, 3. Mai 2021 um 09:13
image
  • swisstransplant
  • organspende
  • coronavirus
  • politik
Die Schweizerische Nationale Stiftung für Organspende und Transplantation Swisstransplant schlägt Alarm: Nach bereits tiefen Zahlen bei Transplantationen und länger werdenden Wartelisten seit April 2019 sind die Spenderzahlen in der Schweiz auch im 1. Quartal 2021 rückläufig.
Die Befürchtung: Sollte keine Kehrtwende herbeigeführt werden können, werden die Transplantations-Aktivitäten um 20 Prozent einbrechen und die Anzahl Personen auf Wartelisten um knapp 10 Prozent steigen. Damit könnte die Anzahl an Patientinnen und Patienten, für die ein Organ zu spät kommt, ansteigen. 

Sterberate über 50 Prozent

Im Vergleich zu 2019 stieg die Sterberate 2020 auf der Nationalen Warteliste um über 50 Prozent an. «Ein Trend der auch 2021 weiter anhält», heisst es im Communiqué. Der Hauptgrund liege in der hohen Ablehnungsrate von 55 Prozent. Angehörige würden den Wunsch des Verstorbenen nicht kennen. Zudem würden sie sich schwer tun, stellvertretend für den Verstorbenen in den Organspendeprozess einzuwilligen.
image

99 Organe transplantiert

Folgende Daten liefert «Swisstransplant»: Im ersten Quartal 2021 wurden 99 Organe transplantiert; das sind 23 Organe weniger als im vierten Quartal 2020. Über die letzten zwölf Monate gerechnet sei die Zahl der transplantierten Organe leicht gestiegen. Sie liege jedoch deutlich unter der Zahl von 2019 - vor der Coronapandemie.
Am Ende des ersten Quartals 2021 warteten insgesamt 1479 Patientinnen und Patienten auf eines oder mehrere Organe, was einem Anstieg von 22 Personen innert drei Monaten entspricht. Die Warteliste werde seit 2018 kontinuierlich länger.
Etwas gegen diesen Mangel tun, will die Organspende-Initiative. Sie wird am Mittwoch vom Nationalrat debattiert. Swisstransplant unterstützt den indirekten Gegenvorschlag des Bundesrats. Zur Initiative geht es hier.

«ÄPOl» reich Petition ein

Im Zuge der Parlamentsdebatte betreffend die Widerspruchslösung bei der umstrittenen «postmortalen» Organspende hat der Verein «ÄPOl» (Ärzte und Pflegefachpersonen gegen Organspende am Lebensende) eine Petition für ein Moratorium der Organspende nach Herztod eingereicht. Diese wurde von 2327 Personen unterzeichnet. Der Bundesrat wird gebeten, ein Moratorium für die Organspende nach Herztod (Donation after Cardiac Death, DCD) zu verfügen und diese Art der Organspende durch von der Transplantationsmedizin unabhängige Ärzte und Juristen beurteilen zu lassen.
Weitere Informationen gibt es hier
image

Über Swisstransplant - Schweizerische Nationale Stiftung für Organspende und Transplantation

«Swisstransplant» ist im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit als nationale Zuteilungsstelle für die gesetzeskonforme Zuteilung der Organe an die Empfänger zuständig und führt die entsprechende Warteliste. Sie organisiert auf nationaler Ebene alle mit der Organzuteilung zusammenhängenden Tätigkeiten. Dabei arbeitet sie eng mit den Zuteilungsorganisationen im Ausland zusammen. 
Seit 2009 hat «Swisstransplant» von der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren den Auftrag, die im Transplantationsgesetz festgehaltenen Aufgaben der Kantone auf dem Gebiet der Organ- und Gewebespende national zu koordinieren, zusammen mit den Spendernetzwerken sicherzustellen und Synergien zu nutzen.
Weitere Infos: www.swisstransplant.org
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Luzern: Mehr Geld für die ärztliche Weiterbildung

7,65 Millionen Franken sollen zusätzlich in die Weiterbildung von Ärzten in den Spitälern der kantonalen Spitalliste fliessen.

image

Luzern will wieder eine Long-Covid-Anlaufstelle

Die Sprechstunde am Luzerner Kantonsspital wurde im Frühling geschlossen. Nun fordert die Gesundheitskommission ein überkantonales Angebot.

image

Psychiater schreibt den «Berset-Code»

Kein Krimi: In einer Woche erscheint ein Buch über den Ex-Gesundheitsminister Alain Berset. Der Psychiater Gregor Hasler hat es verfasst.

image

Ihre Ideen sind gefragt: Wie spart man 300 Millionen pro Jahr?

Beim ersten «Runden Tisch» des Gesundheitswesens setzten die Akteure ein Sparziel, das ab 2026 gelten soll. Dazu soll auch die Bevölkerung kreativ beitragen.

image

Pierre-Yves Maillard will den Krankenkassen die Beteiligung an Leistungserbringern verbieten

Der SP-Ständerat wittert eine ungute Doppelrolle der Krankenkassen.

image

Abschaffung des NC? «Finden wir nicht gut»

Dass der Numerus Clausus abgeschafft wird, stösst bei Medizinstudenten auf wenig Begeisterung. Sie fürchten Qualitätseinbussen.

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.