Stationäre Umsätze steigen trotz fortgesetzter Ambulantisierung

Im vergangenen Jahr haben laut einer Studie der Beratungsfirma PWC die stationären Erlöse «überraschenderweise» zugenommen.

, 30. November 2020 um 09:16
image
  • spital
  • ambulant vor stationär
  • pwc
Im Jahr 2019 lagen die stationären Erlöse zwei Prozent höher als noch im Vorjahr. Dies geht aus der aktuellen PWC-Spitalstudie hervor. Das sei «überraschend», schreiben die Studienautoren um Philip Sommer, Leiter Beratung Gesundheitswesen beim Prüf- und Beratungsunternehmen.
Erwartet wurde nämlich vor dem Hintergrund des Trends zur Ambulantisierung ein «Nullwachstum». Das historische stationäre Umsatzwachstum liegt zwischen zwei und drei Prozent.
«Ein Grund für das Wachstum ist unter anderem, dass viele Leistungserbringer in den Vorjahren die Ambulantisierung und die regulatorischen Eingriffe dazu vorweggenommen haben, wie Philip Sommer auf Anfrage erklärt. Seit Anfang 2019 gilt schweizweit die Bundesliste mit sechs Gruppen von ambulant durchzuführenden Eingriffen, die allerdings von einzelnen kantonalen Listen abweicht.
image
Wie in den Vorjahren haben die Umsatzzahlen der Akutspitäler auch 2019 zugelegt (Screenshot PwC).

Stagnation und weitergehende Verlagerung

Eine baldige Erweiterung der Liste ambulant durchzuführender Eingriffe ist aber wahrscheinlich, wie die Studienautoren weiter schreiben. Sie halten trotz Bevölkerungswachstums und demografischen Veränderungen an ihrer These fest: Die stationären Fallzahlen tendieren längerfristig seitwärts oder leicht rückläufig.
Als stärksten Katalysator sehen die PWC-Experten die Entwicklung sektoren- oder schnittstellenüberspannender Tarifsysteme wie ambulanter Pauschalen oder der diagnosebezogenen Fallgruppen von «Zero-Night-DRG». Ein Durchbruch mit anschliessender Umsetzung sei in den kommenden zwei bis vier Jahren zu erwarten, so die PWC-Gesundheitsexperten.  

Ambulant vor stationär: Ziel erreicht?

Für das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) wurde 2019 das Ziel einer Verlagerung von sechs Gruppen von operativen Eingriffen vom stationären in den ambulanten Sektor erreicht. 
Die ambulante Bundesliste habe zu einem Rückgang der stationär durchgeführten Operationen geführt. Zudem wurde bei diesen sechs Gruppen von Eingriffen eine Abnahme der Gesamtkosten festgestellt, wie aus einem Monitoring des Schweizerische Gesundheitsobservatorium (Obsan) hervorgeht. 
Der Rückgang der Eingriffsraten fällt laut Monitoring 2019 zwischen 17 Prozent (Meniskektomie) und 48 Prozent (Hämorrhoiden) höher aus, als der Rückgang der Raten in den Jahren zuvor. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

KSA: Weiterer Abgang in der Geschäftsleitung

Sergio Baumann ist nicht länger beim Kantonsspital Aarau tätig: Der Betriebsleiter, der zeitweise als interimistischer CEO fungierte, hat sein Büro bereits geräumt.

image

Jede Notfall-Konsultation kostet 460 Franken

Notfallstationen werden immer öfter besucht. Eine Obsan-Studie bietet neue Zahlen dazu. Zum Beispiel: 777'000 Personen begaben sich dreimal in einem Jahr auf den Spital-Notfall.

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

image

Solothurner Spitäler: Bericht zu CEO-Lohn bleibt vorerst geheim

Noch ist unklar, ob Zusatzzahlungen an den Ex-Chef der Solothurner Spitäler rechtens waren. Der Bericht dazu ist da - aber nicht öffentlich.

image

Kispi wegen «Riesenfete» kritisiert – doch die Köche arbeiten gratis

Das überschuldete Kinderspital Zürich feiere seinen Neubau mit einem Michelin-Sternkoch, schreibt ein Online-Medium provokativ.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.