So will Apple das Gesundheitswesen revolutionieren

Der Tech-Riese Apple lanciert eine weitere Health-Plattform. Nach ResearchKit steht bei CareKit nun der Patient im Vordergrund. Es ist ein Baukasten für die Entwicklung von Health-Apps.

, 22. März 2016 um 12:10
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Das grosse Stichwort am jüngsten Apple-Frühjahrsevent war «Health». Der Tech-Riese aus Kalifornien kündigte auch gleich eine Softwareumgebung für den Gesundheitsbereich an: CareKit.
CareKit ist eine Programmierumgebung für Profis, die ermöglicht, Health-Apps für iOS zu entwickeln. CareKit dient so quasi als Baukasten für Forschungsinstitutionen, Spitäler und Unternehmen, die an eigenen Gesundheits-Apps tüfteln.

Patient steht im Fokus

Apple will damit Patienten die Möglichkeit geben, ihren Gesundheitszustand aktiv zu verwalten. Dabei sollen sie den Überblick über Therapien wahren sowie ihre Krankheitssymptome und die Wirksamkeit ihrer Arznei überwachen. 
Kurz: CareKit soll das Erfassen von Sensordaten für die Behandlung von Patienten erleichtern.
Vor allem chronische Erkrankungen, Langzeitpatienten und Patienten in Rekonvaleszenz nach einer OP sollen davon profitieren. Apple zufolge ist es ein seltsamer Zustand, dass Patienten vor und während der OP von den fortschrittlichsten Geräten der Welt überwacht werden, während der Erholung aber oft nur von einem einzigen Blatt Papier mit Anweisungen betreut werden. 
Der IT-Gigant liefert auch gleich mehrere Beispiele für CareKit-Apps. Zum Beispiel:

  • Sage Bionetworks und die Universität Rochester entwickelten mit CareKit eine App für Parkinson-Patienten, mit der die Wirksamkeit von Medikamenten und Übungen überwacht werden soll.
  • Das Texas Medical Center entwickelte eine App, mit der Patienten nach einem chirurgischen Eingriff ihre Beweglichkeit mit Hilfe des Beschleunigungssensors im iPhone messen können.
  • Das Beth Israel Deaconess Medical Center will Menschen mit chronischen Erkrankungen helfen, wobei Daten von Telemonitoring-Geräten ausgewertet werden.

Erinnert an Plattform für medizinische Forschung

Die neue Software-Plattform erinnert an das ResearchKit, das Apple vor einem Jahr vorstellte. Damit lassen sich medizinische Tests und Studien erstellen und auswerten, während CareKit den Fokus auf die Betreuung von Patienten legt.
Apple hat auch gleich die Weiterentwicklung von ResearchKit angekündigt. So wird es unter anderem möglich sein, auf genetische Daten zurückzugreifen und eine Reihe medizinischer Tests, die normalerweise in einem Labor durchgeführt werden, in iPhone Apps zu verwenden.

iPhone an zentraler und intimer Stelle

Ursprünglich wollte Apple mit ResearchKit dafür sorgen, medizinische Forschung zu erleichtern und zu erweitern, sagte Chief Operating Officer Jeff Williams an der Präsentation. Dank ResearchKit habe Apple aber erkannt, dass es mit dem iPhone «ein Gerät an einer sehr zentralen und intimen Stelle im Leben seiner Kunden hat». 
Diese Position lässt sich Apple zufolge nicht nur für die Forschung nutzen. Stattdessen kann Apple auch bei der individuellen Pflege und Behandlung helfen. Und hier soll CareKit nun einspringen.

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CareKit soll im April zur Verfügung stehen (Bild: Apple)

4 Module am Start

CareKit soll als Open Source Framework im nächsten Monat starten. Anfänglich stehen vier Module für die Entwickler zur Verfügung, die weiterentwickelt werden können.

  • Care Card: Individuelle Pflegepläne und Aktionspunkte (z.B.: Einnehmen von Medikamenten oder das Ausführen von physiotherapeutischen Übungen).
  • Symptom and Measurement Tracker: Aufzeichnung von Symptomen und das eigene Befinden (z.B.: Temperatur, die Erfassung von Schmerzen oder Müdigkeit).
  • Insight Dashboard: Bildet Symptome in Bezug auf Aktionspunkte in «Care Card» ab.
  • Connect: Teilen der Informationen mit Ärzten, Pflegeteams und Familienmitgliedern.



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