So gut wie der Hautarzt: Computer erkennt Hautkrebs

Die Stanford University entwickelte ein System, das frühen Hautkrebs und andere dermatologische Krankheiten feststellt – so präzise wie Dermatologen.

, 27. Januar 2017 um 15:13
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Dieser Fall macht besonders eindrücklich spürbar, wie künstliche Intelligenz die Medizin umkrempeln dürfte – und zwar schon in absehbarer Zeit. Die Stanford University meldet, dass sie ein Computersystem entwickelt habe, welches Hautkrebs mit hoher Präzision erkennen kann.
Konkret fütterte ein Team von Medizinern und IT-Spezialisten ihr System mit 129'400 klinischen Bildern von Melanomen beziehungsweise anderen Hautkrankheiten – insgesamt 2'000 verschiedene Befunde. 

21 Dermatologen

In einem Vergleich wurden die Algorithmen nun dazu gebracht, die einzelnen Hautkrebs-Ausprägungen zu erkennen und zu diagnostizieren. Und diese Resultate wurden verglichen mit den Diagnosen, welche 21 Dermatologen bei den gleichen Muttermalen, Hautläsionen beziehungsweise Melanomen stellten.
Das Ergebnis wurde jetzt in «Nature» veröffentlicht. Es besagt: der digitale Doktor war genauso präzise wie die Ärzte.
Der Hautkrebs ist natürlich ein ideales Feld für die Segnungen der Computerdiagnostik: Er ist äusserlich sichtbar, er ist häufig, und auf der anderen Seite ist hier ist eine frühe Entdeckung besonders wichtig, da besonders chancenreich.
Die nächsten Schritte sind absehbar: Bald dürfte schon ein Handy mit einer entsprechenden App genügen, damit jeder ein malignes Melanom mit höchster Präzision erkennen kann.
Bereits wurden mehrfach Apps auf den Markt gebracht, die genau dies versprachen. Sie entpuppten sich allerdings als unseriös. Die Stanford-Forscher legen es nun aber darauf an, selber eine validiertes Angebot zu entwickeln.
Melanom-Diagnose per Handy: Das mag noch ziemlich ketzerisch klingen. Man darf sich auch mit Fug und Recht fragen, ob solch eine unbegleitete Diagnostik nicht auch fatale Nebenwirkungen haben kann.
Die Forscher aus Stanford haben aber ohnehin eine ganz bestimmte Zielgruppe vor Augen – nämlich Menschen in ärmeren Weltgegenden. «Unser Ziel ist es, die Expertise von Spitzen-Dermatologen an Orte bringen, so sonst kein Dermatologe zur Verfügung stehen würde», sagte Sebastian Thrun, Informatikprofessor in Stanford und einer der Beteiligten, gegenüber CNN.
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