So funktioniert das vollelektronische Spital

In Kanada wurde nun ein Haus eröffnet, das eine neue Stufe darstellt auf dem Weg zum durch-digitalisierten Spital. Hier die Punkte, die den Unterschied ausmachen.

, 6. November 2015 um 16:21
image
  • trends
  • spital
  • e-health
Wir haben hier ja unlängst über das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf berichtet, das eine Vorreiterrolle bei der Digitalisierung in Europa spielt. Dieser Tage beansprucht aber ein anderes Krankenhaus, das erste volldigitale Spital zu sein: nämlich das Humber River Hospital in Toronto, Kanada.
Das öffentliche Spital eröffnete vor zwei Tagen einen Neubau mit insgesamt 675 Betten, fast alle angeordnet in Einzelzimmern. Und dies scheint eine wichtige Bedingung zur Voll-Digitalisierung.
Konkret haben alle Patienten neben ihrem Bett einen Bildschirm, der als eine Art Cockpit dient. Man kann über Fingertipps aufs Patientendossier zugreifen, aber auch das Menu bestellen, ein Buch anwählen und lesen, skypen oder fernsehen.
image
Hinzu kommen weitere Management-Möglichkeiten für die Patienten – beispielsweise können sie über den gleichen Screen auch die Lichtstärke im Zimmer oder Rolläden steuern.
Der Monitor ersetzt auch den Alarmknopf: Man ruft das Pflegepersonal per Tipp auf den Bildschirm – und dieses wiederum kann sich in einer ersten Reaktion über das eigene Smartphone auf den Bildschirm zuschalten.
Die Pflegerinnen und Pfleger erhalten, sobald sie eingeloggt ist, auf ihrem Smartphone die nötigen Informationen über die Patienten ihrer aktuellen Schicht: Vitaldaten, Medikamente, Allergien, nächste Behandlungsschritte…
Während der Rapporte kommuniziert das Pflegepersonal nicht mehr über Papier, Anschlagbretter miteinander, sondern über eine elektronische Tafel. Ansonsten zeigt der Screen im Stationszimmer genau auf, wer sich in welchem Zimmer befindet.
Zur Kommunikation dient auch das Bett, welches beispielsweise die Gewichtsentwicklung ins Patientendossier notiert oder so eingestellt werden kann, dass das Pflegepersonal alarmiert wird, sobald die Person das Bett verlässt.
image
Die Ärzte besprechen die Fälle ebenfalls meistens direkt am Bildschirm neben dem Bett, wobei sie dann die Medikation direkt bei der Spitalapotheke in Auftrag gegeben.
Dort wiederum stellt ein Roboter den Medikamentenmix pro Patient zusammen. Ein anderer Roboter wiederum sammelt die Medikamentenpakete einer jeweiligen Station und transportiert sie vor Ort. 
image
Vor den Patientenzimmern erhalten die Eintretenden schon mit einem kleinen Bildschirm am Eingang Hinweise, die zu beachten sind (Allergien? Sturzgefahr? Hände desinfiziert?). Dies wird möglich, da das neue Humber River Hospital fast nur noch Einzelzimmer hat (und man aus Diskretionsgründen auch darauf verzichtet, aussen Namen anzuschreiben).

Der Film: Die Gadgets und Abläufe eines volldigitalen Spitals


Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Erstmals sind mehr Kinder über- als untergewichtig

Es gibt immer weniger Kinder, die unterernährt sind – dafür immer mehr, die zu viel essen. Auch in der Schweiz. Das zeigt der neuste Uno-Bericht.

image

Deutschland: Drogerieriese drängt in Gesundheitsvorsorge

Die Drogeriekette DM bietet neu auch Gesundheitsservices an. Der Konzern arbeitet mit professionellen Partnern – Fachärzte äussern Kritik.

image

«Im Gesundheitswesen braucht es Visionen statt Pflästerlipolitik»

Andreas Kistler über wirtschaftliche Zwänge, sinnentleerte administrative Aufgaben und die Entstehung von immer mehr Tätigkeiten, die keinen direkten Nutzen für Patienten stiften.

image

Sparprogramme reichen nicht: Das Spitaljahr im Check

Kooperationen, weniger Angebote, effizientere Abläufe, Schliessungen, Nullrunden bei den Löhnen: Die öffentlichen Akutspitäler haben viel getan, um die Finanznot zu bekämpfen. Fazit: So geht es trotzdem nicht weiter.

image

Spitäler 2025 und 2026: Bessere Margen – aber grosse Tarif-Fragezeichen

Die Finanzchefs der Schweizer Spitäler erwarten fürs Erste eine etwas bessere Rentabilität. Zugleich sorgt das neue Tarifsystem für Unsicherheit. Die Erwartungen reichen von Mehreinnahmen bis zu spürbaren Einbussen.

image

Wieso braucht es noch Packungsbeilagen?

Die EU erwägt, die Pflicht zum Beipackzettel abzuschaffen. Laut einer Umfrage in Dänemark finden das zwei Drittel der Apothekenkunden eine gute Idee.

Vom gleichen Autor

image

Spital heilt, Oper glänzt – und beide kosten

Wir vergleichen das Kispi Zürich mit dem Opernhaus Zürich. Geht das? Durchaus. Denn beide haben dieselbe Aufgabe: zu funktionieren, wo Wirtschaftlichkeit an Grenzen stösst.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.