Physio-Tarif: Auch die Spitäler sind dagegen

H+ verlangt, dass der Bundesrat endlich auf den eigenen Tarif-Entwurf eingeht.

, 19. Juni 2017 um 12:51
image
  • physiotherapie
  • tarife
  • spital
Der Verordnungsentwurf des Bundes für den Physiotherapie-Tarif sei weder zeitgemäss noch medizinisch sachgerecht: Denn er bilde heute erbrachte Leistungen in Spitälern und Reha-Kliniken nicht ab.
Zu diesem Schluss kommt der Spitalverband H+. Der Regierungs-Eingriff verschlechtere die heutige Tarifstruktur, was zu weiteren Defiziten in der spitalambulanten Physiotherapie führen werde.
H+ bleibt deshalb dabei: Der Physiotherapie-Tarif müsse vollauf revidiert werden. 
 Im Physio-Bereich läuft es bekanntlich ähnlich wie bei den Ambulant-Tarifen für Ärzte und Spitäler. Auch hier sorgte eine Patt-Situation dafür, dass die alte Tarifstruktur auslief. Der Bundesrat reagierte dann im März und legte eine neue Struktur vor, die ab Januar 2018 gelten soll. 

«Keine zukunftsgerichtete Versorgung»

Der Physiotherapie-Verband hatte sich bereits im Mai gemeldet und Protest angemeldet: «Mit einer Verschlechterung der Tarifsituation in der Physiotherapie kann es keine zukunftsorientierte ambulante Versorgung geben, schon gar nicht bei der vom Bundesrat postulierten Strategie „ambulant vor stationär“», schrieb Physioswiss damals.
Insbesondere prangerten die Physiotherapeuten die geplante Einführung einer Mindest-Sitzungsdauer an: Damit würden Leistungen, die weniger als 30 Minuten dauern, nicht mehr vergütet. 

Die Daten liegen vor…

Der Spitalverband H+ wirft nun dem Bundesrat vor, dass er von Pauschalen zu zeitgebunden Leistungen wechseln wolle, ohne diese Leistungen jedoch neu zu bewerten. Zudem werden heute in der spezialisierten Physiotherapie Leistungen erbracht, die nicht in der Tarifstruktur abgebildet sind – etwa Robotik und Behandlungen mit zwei Physiotherapeuten.
Dabei habe man selber bereits im August letzten Jahres eine Physiotherapie-Struktur eingereicht, gemeinsam mit dem Kassenverband Curafutura. Und dazu habe man auch neuste Daten zur Berechnung der einzelnen Tarifpositionen geliefert. Nur: Der Bundesrat habe die Informationen gar nicht berücksichtigt, der Antrag von Curafutura und H+ sei noch nicht einmal behandelt.
Fazit für die Spitäler: Statt den Tarifeingriff des Bundesrates in der Vernehmlassung zu  unterstützen, fordert H+ die Landesregierung auf, die im August 2016 vorgeschlagene Tarifstruktur «endlich zu genehmigen».
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

KSA: Weiterer Abgang in der Geschäftsleitung

Sergio Baumann ist nicht länger beim Kantonsspital Aarau tätig: Der Betriebsleiter, der zeitweise als interimistischer CEO fungierte, hat sein Büro bereits geräumt.

image

Jede Notfall-Konsultation kostet 460 Franken

Notfallstationen werden immer öfter besucht. Eine Obsan-Studie bietet neue Zahlen dazu. Zum Beispiel: 777'000 Personen begaben sich dreimal in einem Jahr auf den Spital-Notfall.

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

image

Solothurner Spitäler: Bericht zu CEO-Lohn bleibt vorerst geheim

Noch ist unklar, ob Zusatzzahlungen an den Ex-Chef der Solothurner Spitäler rechtens waren. Der Bericht dazu ist da - aber nicht öffentlich.

image

Kispi wegen «Riesenfete» kritisiert – doch die Köche arbeiten gratis

Das überschuldete Kinderspital Zürich feiere seinen Neubau mit einem Michelin-Sternkoch, schreibt ein Online-Medium provokativ.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.