Spezialisten gegen ambulante Pauschalen: Jetzt auch auf Youtube

Das OP-Zentrum Swiss Ablation in Zürich fürchtet um seine Existenz. Die Gründer schlagen Alarm – und kritisieren die mangelnde Fachbeteiligung bei der Tarifentwicklung.

, 31. Juli 2025 um 12:38
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Ärzte von Swiss Ablation, Co-Gründer Sacha Salzberg (M.).
Ambulant vor stationär: Die Praxis Swiss Ablation setzt in der Herzmedizin auf diese Entwicklung. Das Operationszentrum in Zürich hat seinen Schwerpunkt auf Ablationen mit anschliessender ambulanter Betreuung.
Doch das Unternehmen, gegründet 2022 vom Herzchirurgen Sacha Salzberg und vom Kardiologen Thomas Zerm, sieht sich nun durch die neue Tarifstruktur stark bedroht: Die bewilligten Sätze decken die Kosten nicht, so die Gründer.
Es ist das bekannte Problem: Spezialärzte beklagen, dass die neuen Tarife – gültig ab Januar – den Aufwand nur ungenügend abbilden und medizinisch falsche Prioritäten setzen. Man hört es aus Radiologie und Nuklearmedizin, aus der HNO oder der Anästhesie.
Und jetzt aus der Herzmedizin: Die Tarife seien «nicht sachgerecht, nicht kostendeckend». Swiss-Ablation-Gründer Salzberg hat nun einen Erklärfilm veröffentlicht, um das Thema zu diskutieren und publik zu machen. Laut den neuen Pauschalen sind 7’700 Franken für eine Ablation vorgesehen. «Wenn ich das Material hier anschaue, dann sind wir bei Materialkosten von 15’000 Franken», rechnet Salzberg vor: «Für das ganze Material, das wir für einen Patienten benötigen.»
Selbst wenn das OP-Zentrum noch deutliche Rabatte erhalte, lägen die Kosten immer noch über 10’000 Franken. Wie soll er also den OP finanzieren? Wie die Angestellten bezahlen? – fragt Salzberg: «Es geht schlichtweg nicht.»
Der Herzchirurg moniert ebenfalls das oft diskutierte Problem, dass die Ärztinnen und Ärzte der einzelnen Fachrichtungen nicht in die Entwicklung von Tardoc und ambulanten Pauschalen einbezogen wurden. Die Dachgesellschaft FMH und die Tariforganisation OAAT wiederum verweisen auf das geplante (und versprochene) Korrekturverfahren, doch dieses dürfte erst im Verlauf des kommenden Jahres zu greifbaren Ergebnissen führen; sodass zumindest für das Jahr 2026 ein Problem entsteht.
Zum Beispiel, dass die Patienten wieder in den stationären Bereich verwiesen werden, wenn Ablationen nicht mehr kostendeckend angeboten werden können.
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