Der Nationalrat hat eine
Motion von Ruth Humbel unterstützt, welche den bisherigen Aufnahmetest fürs Medizinstudium ersetzen will. Dabei fiel diese Unterstützung überraschend deutlich aus. Mit 134 zu 40 Stimmen beschloss die grosse Kammer, dass der Bundesrat beauftragt werden soll, mit den Kantonen eine Alternative zu prüfen und – so der Text der Motion – «ein Praktikum als Ersatz oder in Ergänzung zu Tests der intellektuellen Fähigkeiten einzuführen».
CVP-Gesundheitspolitikerin Ruth Humbel hatte festgestellt, dass Fachkreise den von ihr so genannten «Chrüzlitest» zunehmend kritisieren. Der Numerus clausus sei primär eine Frage des Fleisses und des Übens, was nur bedingt etwas darüber aussage, ob sich jemand für den Arztberuf eignet. Und so habe sich um den Numerus-clausus-Test auch eine regelrechte Trainings-Industrie entwickelt.
Nötig: Rund 3'500 Praktikumsplätze
Der Bundesrat sprach sich gegen eine Änderung aus. Die hohe Studien-Erfolgsquote bestätige, dass die heutigen Tests präzise seien, argumentierte Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann im Nationalrats-Saal. Und er warnte, dass die angestrebten Praktika aus mehreren Gründen problematisch sein könnten: «Es müssten rund 3500 Praktikumsplätze pro Jahr sichergestellt werden. Die Studierenden müssten aufwendig betreut werden, und die Praktika müssten validiert werden.»
Kurz: Der Aufwand stehe in keinem Verhältnis zur Entlastung des Pflegepersonals durch solche Studien-Interessenten.
Der Nationalrat sah es entschieden anders. Allerdings: Entschieden ist damit auch noch nichts – jetzt liegt der Ball beim Ständerat. Stimmt aber die kleine Kammer ebenfalls zu, so muss der Bundesrat mit den Kantonen Alternativen zum heutigen Modell aufgleisen.
Hüst und hott
Die Regierung hatte ihrerseits bereits erste Schritte unternommen, um den heutigen Test-Zustand ebenfalls zu hinterfragen. Im November 2015 beauftragte der Bundesrat die Hochschulkonferenz mit einer Neubewertung.
Allerdings befand das Gremium, dass grundsätzlich nichts geändert werden solle: Der SWIR stellte sich hinter den Eignungstest in der jetzigen Form, weil es damit möglich sei, «akademisch schwache Kandidierende von der Aufnahme eines Studiums abzuhalten, welches sie wahrscheinlich nicht abschliessen würden.»
Gerd Folkers, der Präsident des SWIR, sagte gegenüber Radio SRF: «Wir denken, dass es um die Beurteilung von Studierfähigkeit geht und nicht um eine Aussage, wer in 30 Jahren eine gute Ärztin oder ein guter Arzt wird.»