Sie machten Geld mit Leichen für die Medizinerausbildung

Die spanische Polizei hat eine Bande festgenommen, die mit gefälschten Papieren Leichen aus Spitälern abtransportierte und verkaufte.

, 31. Januar 2024 um 08:12
image
Medizinstudenten üben an Leichenteilen die Eingriffe, die sie später an Patienten vornehmen. Dafür werden an den Universitäten die Körperspenden von Verstorbenen gebraucht. Daraus schlugen Leichenhändler in Spanien ihren Profit. | SWR
Angehende Chirurginnen und Chirurgen müssen Operationstechniken zuerst in anatomischen Operationskursen lernen und üben können. Die medizinischen Fakultäten der Universitäten sind auf Leichen angewiesen. Oft sind aber solche Körperspenden knapp.

Spendeformulare gefälscht

Eine spanische Leichenhändler-Bande hat daraus ein spezielles Geschäftsmodell gemacht: Die vier Männer fälschten laut der spanischen Polizei Spenderformulare, um an die Leichen aus Alters- und Pflegeheimen zu gelangen.
Dann verkauften sie die Leichen für 1200 Euro pro Stück an Universitäten. Ausserdem verlangten sie von einer Universität zusätzlich 5000 Euro für die Einäscherung von elf Leichen, welche nicht mehr gebraucht wurden.

Kriminelle Bestattungsunternehmer

Die Polizei wurde letztes Jahr auf die Männer aufmerksam, als Ermittler feststellten, dass zwei Angestellte eines Bestattungsunternehmens mit Hilfe von gefälschten Unterlagen die Leiche eines Verstorbenen aus der Leichenhalle eines Spitals abtransportiert hatten.
Die kriminellen Bestatter suchten sich vor allem Verstorbenen ohne Angehörige aus, vorzugsweise aus dem Ausland.

Eine andere Hochschule zahlte mehr

In einem Fall stellten die Ermittler fest, dass die geistigen Fähigkeiten des betroffenen Mannes kurz vor seinem Tod so beeinträchtigt waren, dass er gar keine Spende-Erlaubnis rechtsgültig hätte unterschreiben können.
Ausserdem sind die Körperspenden jeweils für eine bestimmte medizinische Hochschule bestimmt. In mindestens einem Fall änderten die Männer das Formular jedoch nachträglich ab, weil eine andere Hochschule offenbar mehr Geld für die Leiche bezahlte.

Leichenteile gratis eingeäschert

Es zeigt sich auch, dass die Täter es ausnützten, dass die Medizinstudenten die Leichen zerlegten und zerstückelten. So konnten sie die Leichenteile in die Särge anderer Verstorbener legen und sich damit die Kosten für die Einäscherung sparen, obwohl sie diese den Universitäten in Rechnung stellten.

Kein Geld für Körperspenden - aber für Transport

In Spanien darf für Körperspenden – genau wie in der Schweiz – nicht bezahlt werden. Das aufgeflogene Bestattungsunternehmen liess sich aber für den Transport der Leichen je 1200 Euro bezahlen. Eine weitere Einnahmequelle waren die Einäscherungen.
  • spital
  • Chirurgie
  • studium
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

USZ macht Verlust von 49 Millionen Franken

Verantwortlich dafür sind unter anderem inflations- und lohnbedingte Kosten. Zudem mussten Betten gesperrt werden.

image

Auch das KSW schreibt tiefrote Zahlen

Hier betrug das Minus im vergangenen Jahr 49,5 Millionen Franken.

image

...und auch das Stadtspital Zürich reiht sich ein

Es verzeichnet einen Verlust von 39 Millionen Franken.

image

Kantonsspital Olten: Neuer Chefarzt Adipositaschirurgie

Urs Pfefferkorn übernimmt gleichzeitig die Führung des Departements Operative Medizin.

image

SVAR: Rötere Zahlen auch in Ausserrhoden

Der Einsatz von mehr Fremdpersonal war offenbar ein wichtiger Faktor, der auf die Rentabilität drückte.

image

Wie relevant ist das GZO-Spital? Das soll das Gericht klären.

Das Spital in Wetzikon zieht die Kantonsregierung vors Verwaltungsgericht – und will belegen, dass es unverzichtbar ist.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Notfall des See-Spitals war stark ausgelastet

Die Schliessung des Spitals in Kilchberg zeigt Wirkung: Nun hat das Spital in Horgen mehr Patienten, macht aber doch ein Defizit.