Dass die Aufnahmetests fürs Medizinstudium nur schlecht geeignet sind zur Selektion guter Ärzte – diesen Verdacht bringen Experten und Gesundheitspolitikern regelmässig auf. Nach einem Postulat von Ignazio Cassis, Arzt und FDP-Fraktionschef, befand denn auch der
Bundesrat im November 2015, dass die Sache überprüft werden müsse. Die Landesregierung reichte den Ball an die Hochschulkonferenz weiter.
Diese liess die Frage dann vom Wissenschafts- und Innovationsrat SWIR überprüfen – und der hat seinen Bericht nun öffentlich gemacht.
Fazit: Das Gremium, geleitet vom Pharmazeuten und Chemiker Gerd Folkers, will wenig bis gar nichts ändern.
Es geht um die Studierfähigkeit
Der SWIR stellt sich hinter den Eignungstest in der jetzigen Form, weil es damit möglich sei, «akademisch schwache Kandidierende von der Aufnahme eines Studiums abzuhalten, welches sie wahrscheinlich nicht abschliessen würden.» Dass dabei auch viele fähige Kandidaten vom Medizinstudium abgehalten werden, hänge von der aktuellen Strenge des Verfahrens ab, nicht von der Qualität des Tests. «Insgesamt handelt es sich beim Eignungstest um ein valides Verfahren, vor allem bezogen auf das Bestehen des ersten Studienjahrs.»
Damit liess sich der SWIR auch nicht auf die Kritik ein, dass der Numerus-clausus-Test kaum in der Lage ist, fähige Ärztinnen und Ärzte zu eruieren; oder dass er allzu sehr auf Wissen und Intellekt fokussiere, aber kaum andere Qualitäten berücksichtige. «Wir denken, dass es um die Beurteilung von Studierfähigkeit geht und nicht um eine Aussage, wer in 30 Jahren eine gute Ärztin oder ein guter Arzt wird», erklärte
Gerd Folkers dazu auf Radio SRF.
Nume nid gschprängt
Oder wie es im Bericht heisst: «Nach Ansicht des SWIR sprechen mehrere Gründe für eine Beibehaltung des aktuellen Systems, in dem der Eignungstest einzig die Studierfähigkeit und nicht die spätere berufliche Leistung vorherzusagen versucht.»
Als Ergänzung schlägt der SWIR dem Hochschulrat lediglich vor, Situational Judgement Tests zu prüfen, bei welchen die Kandidaten beispielsweise Fallbeispiele diskutieren müssten; ebenfalls eine Variante wären Kurzinterviews – aber auch da ist man eher vorsichtig: «Der SWIR empfiehlt allerdings keine sofortige Richtungsänderung», so der Bericht.