«My Survival Story»: Bilder vom Überleben

Wie spricht man Krebs-Patienten an? Zum Beispiel eher mit Filmen oder Bildern als mit langen Texten. Wie verbindet man sie? Zum Beispiel global. Die Schweizer Plattform «My Survival Story» bietet eine digitale Lösung für den Umgang mit der Angst.

, 7. März 2016 um 10:00
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Obwohl die Mehrheit aller Krebspatienten unter psychosozialen Problemen leidet, die sich negativ auf die Heilung auswirken, fehlt es nach wie vor an ausreichendem psychoonkologischem Support. «My Survival Story» ist eine Online-Plattform, welche in verschiedenen Formaten inspirierende Krebs-Geschichten dokumentiert und diese veröffentlicht mit dem Ziel, anderen Krebspatienten und Angehörigen zu helfen, mit ihren Ängsten umzugehen.
Während wir Millionen für die intensive Behandlung von Krebs und für die kostspieligen Kontrollen ausgeben, wird die psychoonkologische Betreuung von Krebspatienten nach wie vor unterschätzt. 
Dieser Beitrag wurde ursprünglich publiziert im Hirslanden-Blog. Die Autorin Andrea Rinderknecht ist Gründerin des Patientenforums und Mitglied von diversen internationalen onkologischen Selbsthilfe-Gruppen.
Der Initiator von «My Survival Story» musste selber diese Erfahrung machen: Martin Inderbitzin wurde 2012 mit einem Pankreaskarzinom diagnostiziert. Erschüttert von den schrecklichen Statistiken im Internet entschloss er sich noch während der Chemotherapie, sich für einen Triathlon anzumelden und beendete diesen erfolgreich vier Monate später.

Von der Idee zum Projekt

Die Reaktionen von anderen Patienten auf seine persönliche Geschichte gaben Martin Inderbitzin die Idee, sich auf die Suche nach weiteren inspirierenden Überlebensgeschichten zu machen.
Seit 2014 dokumentiert er spannende Geschichten und stellte diese ins Netz. Das grosse Echo und die vielen positiven Feedbacks motivierten ihn, das Projekt «My Survival Story» ins Leben zu rufen mit der Vision, eine einzigartige Kollektion von Überlebensgeschichten zu erstellen.

Angst – der ständige Begleiter

Eine Krebsdiagnose ist für praktisch alle Patienten und Familien ein grosser Schock. Neben der intensiven Therapie kämpfen viele auch mit Angstzuständen und Stress. Dabei stehen existentielle Fragen im Mittelpunkt. Muss ich jetzt sterben? Werde ich je wieder gesund? Kommt der Krebs zurück? 
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Diese Gefühle sind oft auch nach einer Therapie präsent und leben vor allem bei den periodischen Kontrollen wieder auf. Da viele Krebspatienten ein Leben lang solche Kontrollen durchführen müssen, ist die psychologische Belastung eine lebenslange Herausforderung. Stress und Ängste können sich negativ auf den Heilungsprozess auswirken oder laufende Therapien negativ beeinträchtigen. Zudem fühlen sich Patienten oft alleine gelassen oder verlieren die Hoffnung.

Was, wenn man keine langen Texte lesen kann?

Persönliche Überlebensgeschichten gelten bei vielen Patienten als wichtige Ressource. Während es unzählige Bücher von «Survivors» gibt, fehlt es eher an passenden audio-visuellen Medien – obwohl wir wissen, dass viele Patienten während einer Chemotherapie keine langen Texte lesen können.
Deshalb fokussiert sich «My Survival Story» vor allem auf Filme, Podcasts und Fotogeschichten. Bis heute hat die Initiative mehrere Filme online veröffentlicht und hunderte von Fotogeschichten aus der ganzen Welt geteilt. Krebs ist ein globales Problem und kennt weder kulturelle noch regionale Grenzen. Das Nebeneinander von Porträts aus unterschiedlichen Kulturen ist Teil des Konzepts und soll verschiedene Ansichten und Einstellungen aufzeigen, um dem Publikum ein breites Spektrum an persönlichen Erfahrungen zugänglich zu machen.
Patienten können über die Plattform ihre eigene Geschichte teilen, indem sie ihre Fotos auf dem sozialen Netwerk Instagram mit dem Hashtag #mysurvivalstory versehen. Seit der Initiierung des Projektes haben dies bereits über 200 Personen getan und dazu beigetragen, Hoffnung und Zuversicht zu verbreiten.

«My survival story — what I learned from having cancer»  |  Martin Inderbitzin an einem Ted-Talk in Zürich:


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