Mehr Medizin – aber keine höhere Lebenserwartung

Die Krankenkassen-Kosten im letzten Lebensjahr klaffen regional weit auseinander. In der Romandie sind sie speziell hoch. Für Comparis-Experte Felix Schneuwly zeigt sich hier ein kritischer Punkt.

, 16. November 2016 um 07:00
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Die Gesundheitskosten in der Romandie sind nicht nur am Lebensende, sondern das ganze Leben lang höher als in der Deutschschweiz. Grund dafür ist die unterschiedliche kulturelle Einstellung der Romands gegenüber Leben, Sterben und Medizin allgemein. Romands verlangen bei Beschwerden früher nach schulmedizinischen Angeboten, während die Deutschschweizer oft zuerst Hausmittel und alternative Heilmethoden ausprobieren. 

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    Felix Schneuwly

    Felix Schneuwly ist seit 2011 Head of Public Affairs beim Vergleichsdienst Comparis. Zuvor arbeitete er als Leiter Politik und Kommunikation für Santésuisse. Der Deutsch-Freiburger verfügt über ein Lizenziat in Journalistik und Psychologie und einen MBA-Titel in Nonprofit-Management.

Auch die Ärzte sind in der Romandie weniger zurückhaltend mit dem Einsatz teurer Medizin und lassen Patienten auch weniger mitentscheiden als es ihre Kollegen in der Deutschschweiz tun.
Fairerweise muss man feststellen, dass es in der Deutsch- und Westschweiz ein ähnliches Stadt-Land-Gefälle gibt.

Da stellt sich eine kritische Frage

Erstaunlich ist insgesamt, dass der höhere medizinische Konsum der Westschweiz und der städtischen Regionen nicht zwangsläufig zu einer höheren Lebenserwartung und zu einer subjektiv höheren Lebensqualität führt. Da stellt sich doch die kritische Frage, was die Leute davon haben, wenn sie mehr Geld für Medizin ausgeben. 
Anstatt an den Prämienregionen oder Rabatten auf Franchisen und alternativen Versicherungsmodellen herumzubasteln, sollten Bund und Kantone Versorgungsforschung finanzieren, welche die Ursachen und Wirkungen regionaler Versorgungsunterschiede untersucht.
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