Mehr Geld für Zentrums- und Regionalspitäler gewünscht

Spitäler und Kliniken erhalten von den Stimmberechtigten im «H+ Barometer 2021» viel Lob. Doch es gibt auch Schwächen, Bedenken und Wünsche.

, 5. Oktober 2021 um 10:50
image
  • hplus
  • spital
  • klinik
  • umfrage
  • coronavirus
  • politik
«Die Spitäler und Kliniken funktionieren in Pandemie-Zeiten gut» – so lautet der Tenor im H+ Spital- und Klinik-Barometer 2021. Konkret: Für 63 Prozent der befragten Stimmberechtigten funktionieren die Spitäler bei der Bewältigung der Krise eher gut, für weitere 21 Prozent sehr gut. Rund zwei Drittel (68%) geben an, dass sich ihr Eindruck bezüglich der Spitäler und Kliniken durch die Krise positiv verändert hat.

2. Platz für die Pharmaindustrie

88 Prozent der Befragten halten den Beitrag der Spitäler und Kliniken zur Bewältigung der Covid-19-Krise für sehr wichtig, 12 Prozent für wichtig. Nur die Rollen der Pharmaindustrie (80% sehr wichtig) und der Wissenschaft (71% sehr wichtig) werden als ähnlich wichtig bewertet, gefolgt von den Apotheken, Hausärzten, dem Bundesrat, dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) und den Kantonsregierungen. 
Als weniger wichtig beurteilen die befragten Stimmberechtigten die Leistungsausweise des Schweizer Parlaments, der Wirtschaftsverbände, der Krankenversicherer und der Armee, gefolgt von den Medien, die den letzten Rang belegen.

Marschhalt bei den Sparmassnahmen?

Als Stärken der Spitäler und Kliniken, die durch die Krise zum Vorschein getreten sind, loben die befragten Stimmberechtigten die funktionierende Infrastruktur und Organisation, die hohe Kompetenz und Professionalität, die Einsatzbereitschaft des Personals sowie die hohe Qualität. Als Schwächen stufen sie die Knappheit von medizinischer und technischer (Schutz-)Ausrüstung und den Mangel an Personal sowie Betten ein.
Gespalten sind die Befragten in der Frage, welche Lehren aus der Covid-19-Krise zu ziehen sind; sprich, ob es einen Marschhalt bei den Sparmassnahmen geben soll (46%) oder ob die Spitäler und Kliniken auch weiterhin von Sparanstrengungen nicht verschont bleiben sollen (48%).

Tarmed: Befragte erkennen Probleme

Einer Mehrheit der Befragten ist es wichtig, dass bei der Vergütung medizinischer Leistungen nicht nur Quantität, sondern auch Qualität mitberücksichtigt wird (48% eher wichtig, 9% sehr wichtig). 
Eine Mehrheit findet es problematisch, dass gemäss aktuellem Arzttarif Tarmed einzelne Leistungserbringer für die gleiche Gesamtleistung mehr Einzelleistungen verrechnen als andere (48% eher problematisch, 13% sehr problematisch). 
Eine relative Mehrheit präferiert als Konsequenz davon die Einführung von Pauschalen auch im ambulanten Bereich (38% eher sinnvoll, 6% sinnvoll). 30 Prozent der Befragten haben sich zur Thematik aber noch keine Meinung gebildet, und weitere 11 Prozent wollen sich zum Thema nicht äussern.

Zentrums- und Regionalspitäler finanziell stärken

Auch 2021 sind die Befragten grösstenteils mit der bestehenden Mittelverteilung einverstanden. Jedoch würden sie neuerdings für ambulante Spitalleistungen, Zentrums- und Regionalspitäler mehr Geld ausgeben. Bisher standen immer die Kinder- und Altersmedizin an erster Stelle. Die Einschätzung von 2019, wonach hohe Qualität nur noch für eine Minderheit ein legitimer Grund für hohe Gesundheitskosten ist, hat sich 2021 bestätigt. Die Befürchtung, dass Kostendruck zu Qualitätsabbau führt, ist schwächer geworden.

Der Wunsch: In jeder Region ein Spital 

Die Mehrheit wünscht sich auch 2021 in jeder Region ein Spital oder eine Klinik. Der Wunsch nach einer Zentralisierung der Spitzenmedizin hat sich aber ebenfalls verstärkt. Ein Angebot in ihrer Nähe wünschen die Befragten auf jeden Fall bei Notfällen und vermehrt auch für mehrmals wöchentlich wiederkehrende ambulante Behandlungen sowie Geburten.
Bei mehrwöchigen stationären Behandlungen, für eine Rehabilitation oder in der Psychiatrie, sowie bei einmaligen chirurgischen, vor allem spezialisierten Eingriffen, akzeptieren sie auch weitere Anfahrtswege. Grundsätzlich gilt auch 2021: Die Schweizer Stimmberechtigten wünschen zwar mehrheitlich in jeder Region ein Spital oder eine Klinik, aber nicht zwingend mit einem Vollangebot.

Hintergrundinformationen zur Befragung

Die Ergebnisse des H+ Spital- und Klinik-Barometers 2021 basieren auf einer repräsentativen Befragung von 1200 Stimmberechtigten aus der ganzen Schweiz, welche gfs.bern  im Auftrag von H+ durchgeführt hat. Die Befragung wurde zwischen dem 6. und dem 31. Mai 2021 mit Face-to-Face-Interviews realisiert. Seit 2014 handelt es sich um die siebte Erhebung im Rahmen des H+ Spital- und Klinik-Barometers, die seit 2019 alle zwei Jahre stattfindet.
Zum Klinik-Barometer geht es hier
Grafik-Galerie aus dem H+ Barometer 2021
(Sie können mit dem Pfeil im Bild rechts swipen)
image
Printscreens aus dem H+ Barometer 2021.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Basel: Adullam-Stiftung engagiert Jörg Leuppi

Der CMO des Kantonsspitals Baselland wird Stiftungsrat bei der Organisation für Altersmedizin.

image

USZ macht Verlust von 49 Millionen Franken

Verantwortlich dafür sind unter anderem inflations- und lohnbedingte Kosten. Zudem mussten Betten gesperrt werden.

image

Auch das KSW schreibt tiefrote Zahlen

Hier betrug das Minus im vergangenen Jahr 49,5 Millionen Franken.

image

...und auch das Stadtspital Zürich reiht sich ein

Es verzeichnet einen Verlust von 39 Millionen Franken.

image

Efas: Das Referendum ist am Ziel

Das Volk wird voraussichtlich im September über die neue Gesundheits-Finanzierung abstimmen.

image

Kantonsspital Olten: Neuer Chefarzt Adipositaschirurgie

Urs Pfefferkorn übernimmt gleichzeitig die Führung des Departements Operative Medizin.

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.