Liebe Krankenkassen: Vielleicht wird es wirklich Zeit, sich mal Oscar anzuschauen
Digital und völlig simpel: Ein neues Krankenversicherungs-Prinzip will den Markt revolutionieren. In den USA läuft das Modell «Oscar» schon erfolgreich. In Europa geht es bald los.
, 22. Januar 2016 um 10:06- Oscar-Versicherte können jederzeit mit einem Arzt telefonieren – und zwar gratis; die Versicherung verspricht, dass die Wartezeit unter 10 Minuten liegt.
- Die einfache Bedienung und die Nutzerfreundlichkeit der Website wird als Kernkompetenz betrachtet. Das erste Kästchen, das die Besucher vorne prominent begrüsst, lautet: «Get Your Quote» – errechne Deine Prämien. Von dort kann man sich durch alle Ansprüche durchklicken und innert Minuten eine Offerte bestellen.
- Schon in der Darstellung grenzt man sich ab von den «highly complicated health insurance plans», die sonst im Kassenbereich üblich sind.
- Oscar ist zugleich eine Ärztebuchungs-Plattform. Für die Kunden dient die Site als direkte Kontaktstelle zu Ärzten, Therapeuten, Apothekern oder anderen Gesundheits-Versorgern.
- Zudem findet man findet dort auch eine Gesundheits-Suchmaschine.
- Ferner hat man, ähnlich wie bei Facebook, seine eigene Timeline – hier einfach mit Gesundheits-Informationen (beziehungsweise Verknüpfungen zu Gesundheits-Partnern).
- Ein Detail zur allgemeinen Kostenersparnis: Rezeptpflichtige Generika werden von Oscar gedeckt – aber wenn sie teurere Originalmedikamente wählen, bezahlen die Kunden einen Anteil selber.
- Zugleich stellt Oscar einen Fitness-Tracker zur Verfügung. Wer ihn einsetzt und gewisse vereinbarte Fitnessziele erreicht, bekommt eine Belohnung – zum Beispiel einen Dollar Prämienermässigung pro Tag.
- Zum geplanten Modell gehört auch, dass Oscar dereinst seine Prämien individuell anpassen will – und zwar nach den gesundheitlichen Werten, die jemand erreicht. Ein Beispiel wäre das Diabetes-Management: Gelingt es einem Patienten, seine Werte zu verbessern, so erhält er einen Rabatt.
- Ein wichtiger strategischer Aspekt: Die Krankenkasse soll auch ein Hebel sein, um neue Technologien in den Gesundheitsmarkt zu drücken. Mario Schlosser, einer der Gründer von Oscar, schilderte im «Wall Street Journal» ein Beispiel: Bekanntlich plant Google mit Novartis eine Kontaktlinse, die bei Diabetikern zugleich den Blutzuckerspiegel überwacht. Um dieses Produkt unter die Patienten zu bringen, wäre eine Versicherung wie Oscar eine geeignete Plattform.
Oscar-Mitgründer Mario Schlosser erklärt das Prinzip des Unternehmens – und die Pläne, damit das Gesundheitswesen umzukrempeln
«Health Insurance For How You Live Today» – Werbefilm von Oscar:
Artikel teilen
Loading
Comment
2 x pro Woche
Stellenabbau bei Sympany
Der Basler Krankenversicherer Sympany muss sparen und streicht deshalb 74 Stellen.
Nestlé drängt in den Gesundheitsmarkt
Kollagen im Kaffee: Nestlé plant «Gesundheitsbooster» für Lebensmittel.
City Notfall hat 1,4 Millionen Franken zu viel abgerechnet
Der City Notfall Bern muss 25 Krankenkassen über eine Million Franken zurückzahlen. Der Grund: Er berechnete den Krankenkassen fälschlicherweise eine Pauschale für ihre langen Praxiszeiten.
Ricola will französische Apotheken erobern
Mit «Ricola Reconfort» lanciert Ricola in Frankreich eine Apothekenmarke. Der Baselbieter Hersteller will damit den Markt für Halsbonbons ausweiten.
Gibt es bald Therapiebänkli in Zürich?
Wer sich auf ein öffentliches Therapie-Bänkli setzt, soll in Zürich bald therapeutische Hilfe bekommen. Die Idee stammt aus Zimbabwe.
Versicherer fordern weniger Datenschutz
Den Versicherern sind bei der Nutzung ihrer Patientendaten bislang die Hände gebunden. Dies soll ein neuer Gesetzesvorschlag nun ändern.
Vom gleichen Autor
Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung
Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.
Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding
Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.
Wer will bei den Helios-Kliniken einsteigen?
Der deutsche Healthcare-Konzern Fresenius sucht offenbar Interessenten für den Privatspital-Riesen Helios.