Krisen: Vor allem Ärztinnen mit Kindern suchen Hilfe

Die Doppelbelastung als Mutter und Ärztin gehört zu den häufigsten Gründen, warum Ärztinnen das Schweizer Sorgentelefon für Mediziner kontaktieren.

, 31. März 2019 um 04:00
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In der Regel helfen Ärztinnen und Ärzte ihren Patienten. Doch manchmal suchen aber auch Mediziner ärztliche Hilfe. So haben gegenüber dem Vorjahr die Fälle bei ReMed leicht zugenommen: Und zwar von 141 auf 143, wie aus dem aktuellen Jahresbericht hervorgeht.
So viele Anfragen gab es seit der Gründung vor rund zehn Jahren noch nie. Der Anstieg im vergangenen Jahr ist aber weniger als noch im Jahr 2017: Damals hatte das von der Ärzteverbindung FMH getragene Schweizer Unterstützungsnetzwerk für Mediziner einen Zuwachs um 40 Prozent verzeichnet.

Oftmals aus dem stationären Bereich

Am meisten Kontaktaufnahmen erfolgten 2018 im Monat November. 114 Anfragen erfolgten aus der Deutschschweiz, 28 Fälle aus der Romandie und 1 Fall aus dem Tessin. Die Kontakt­suchenden waren zu 70 Prozent weiblich, der Rest Männer. Und die meisten Ärztinnen und Ärzte kamen aus dem ­stationären Bereich. Das Durchschnittsalter: 42 Jahre. 
Die Belastung am Arbeitsplatz, Burnout und die Doppelbelastung von Mutterschaft und Beruf sind die häufigsten genannten Gründe für die Kontaktaufnahme bei ReMed, wie im Jahresbericht weiter steht. Die Zunahme der Problematik Arbeit und Familie, Gleichberechtigung und Karriere sowie Teilzeitarbeit habe auch der Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte (VSAO) beobachtet. 
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Grafik Abbildung 1: Gründe für Kontaktaufnahme bei ReMed ­(Mehrfachnennungen möglich). | ReMed

Auch Chefärzte rufen an

Nach einer Erst-Beratung nimmt ReMed mit der ratsuchenden Person innert 72 Stunden unbürokratisch Kontakt auf. Der überwiegende Anteil Nachfragen führt zu Vorschlägen und wenn nötig zur Vermittlung von Ärzten, Anwälten oder Finanzberater.
Es ist aber nicht so, dass die betreffende Ärztin oder der betreffende Arzt stets an einer Krankheit oder an einem Burnout-Syndrom leidet: Es kann auch um administrative Belastungen, Behandlungsfehler oder um Beziehungsprobleme gehen. Oder «einfach um etwas deponieren zu dürfen», wie der Chefarzt eines Regionalspitals nach Umstrukturierungen.

Neues Gruppen-Angebot neu auch in der Ostschweiz

Ende 2018 startete zudem erstmals auch eine Coaching-Gruppe in St. Gallen. In Bern und in Zürich finden seit 2016 solche Gesprächsrunden statt. Dabei werden Konflikte und Schwierigkeiten aus dem Berufsalltag thematisiert und entsprechende Lösungen gemeinsam diskutiert und erarbeitet.
Ziele des 2010 schweizweit eingeführten Netzwerkes sind die Erhaltung der Gesundheit und ärzt­lichen Funktionalität. Aber auch die Gewährleistung der ­Patientensicherheit und der hohen Qualität in der ­medizinischen Versorgung.
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