«Es gibt keinen Grund, Patienten warten zu lassen»
Ein US-Universitätsspital reorganisierte die Notfallstation drastisch – und Personal wie Patienten sind zufrieden. Der Departementsleiter hat aus den Erfahrungen sechs Führungsgrundsätze abgeleitet.
, 21. Dezember 2015 um 05:00
Patient steht im Zentrum, nicht der Versorger
Zu viel qualifiziertes Personal
Sechs Richtlinien
- 1. Patienten ins Zentrum stellen: Jeder einzelne Prozess, jedes technische Gerät ist auf den Patientennutzen ausgerichtet; es dient nicht der Bequemlichkeit des Personals oder dem Vorteil der Institution. «Es gibt keinen Grund, einen Patienten warten zu lassen, bis der Arzt für ihn bereit ist», so Zane. Heute wird jeder Patient gleich nach Eintritt von einem ausgebildeten Arzt empfangen. Das Wort «Triage» ist verboten.
- 2. Daten erheben und anwenden: Jeder Prozess, der den Patienten betrifft, wird beobachtet, erfasst und ausgewertet, wenn nötig mit Stoppuhren. Die Ergebnisse werden mit internen und externen Zielvorgaben verglichen. Werden sie verfehlt, werden umgehend Korrekturen eingeleitet. Alle Verbesserungen werden dokumentiert.
- 3. Mit einer Stimme sprechen: Jeder Mitarbeitende ist eingeladen, Kritik zu äussern und Verbesserungsvorschläge zu machen. Aber sobald ein Entscheid gefällt ist, wird er implementiert. Dann gibt es nichts mehr daran zu deuteln.
- 4. Jede Meinung berücksichtigen: Jeder Mitarbeitende mit Patientenkontakt kann sich mit Inputs Gehör verschaffen. Ein Atemtherapeut regte beispielsweise an, dass es gewissen Patienten eher diene, wenn eine mobile Röntgenstation zu ihnen gebracht werde anstatt dass sie sich zum Apparat hinbewegen müssen. Dieser Vorschlag wurde in wenigen Tagen umgesetzt.
- 5. Jederzeit hochstehende Betreuung liefern: In der Art und Weise, wie Tests und Behandlungen angeordnet werden, gibt es grosse Unterschiede - selbst für Patienten mit ähnlichen Diagnosen. Das ist nicht produktiv und der Pflege abträglich. Indem rund 50 verschiedene Behandlungsrichtlinien entwickelt und definiert wurden, konnte die Produktivität markant erhöht werden. Die Behandlungskosten pro Patient sind um 18 Prozent gesunken.
- 6. Den Standard setzen: Über 40 medizinische Institutionen haben sich bereits von Colorado inspirieren lassen. Die Departementsleitung hält Referate auf der ganzen Welt.
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