Keine Kostendeckung: gilt auch bei Notfällen

Verweigert ein Krankenversicherer die Kostendeckung, so gilt das auch bei Notfällen. Zumindest im Tarifstreit zwischen Concordia und Hirslanden.

, 22. Juli 2022 um 05:00
image
Hirslanden informierte auf ihrer Website, dass der Krankenversicherer Concordia in der privaten und halbprivaten Abteilung der Andreas Klinik Cham und der Klinik Hirslanden Zürich keine Kostendeckung mehr übernimmt. So war es hier am 1. Juli 2022 zu lesen. 
Die Gründe solcher Streitigkeiten sind immer die gleichen: Entweder sind die von den Spitälern geforderten Tarife zu hoch, oder die Mehrleistungen sind nicht klar ausgewiesen. Im Fall der Hirslanden-Spitälern liegt es meistens am Preis.

Gilt auch für Notfälle

Nun hat Hirslanden Medinside darauf hingewiesen, dass Concordia auch die Kosten für klinische sowie komfortbezogene Mehrleistungen gegenüber zusatzversicherten Patientinnen und Patienten nicht übernimmt, welche über die Notfallaufnahme stationär in die betroffenen Kliniken eingetreten sind. 
Die entsprechenden Kosten für die Mehrleistungen der notfallmässig stationären Behandlung in einer halbprivaten oder privaten Abteilung müssten daher von den Patientinnen und Patienten selbst getragen werden, so Hirslanden. 

Was Concordia dazu meint

Concordia bestätigt auf Anfrage, bei der Andreas Klinik in Cham und der Klinik Hirslanden in Zürich für stationäre klinische Leistungen Hotellerie- und Komfortleistungen keine Leistungen aus den Spitalversicherungen Privat, Halbprivat und Libero zu vergüten. Bei der Andreas Klinik gilt das seit dem 13. Juni 2022; bei der Klinik Hirslanden seit dem 18. Juli 2022.
Sollten sich Concordia-Versicherte dennoch in der halbprivaten oder privaten Abteilung dieser Kliniken behandeln lassen, gelte hinsichtlich der ärztlichen Leistungen weiterhin die bisherige Kostenübernahme. Auch für eine Behandlung auf der allgemeinen Abteilung bestehe weiterhin eine volle Kostendeckung in beiden Kliniken.

Die Spitäler haben eine Aufklärungspflicht

«Die Andreas Klinik und die Hirslanden Klinik an der Witellikerstrasse in Zürich sind über dieses Vorgehen informiert und haben gegenüber ihren Patientinnen und Patienten eine gesetzliche Aufklärungspflicht hinsichtlich fehlender Kostendeckung für klinische Leistungen, Hotellerie- und Komfortleistungen», schreibt Concordia in ihrer Stellungnahme.
Und weiter erklärt der Krankenversicherer mit Sitz in Luzern, die Spitäler müssten diese Aufklärungspflicht  ausüben, bevor sie Patientinnen und Patienten stationär in die Klinik aufnähmen. Falls die Patientinnen und Patienten nicht rechtzeitig oder gar nicht von der Klinik aufgeklärt würden, müsse die Klinik diese entstehenden Kosten übernehmen.
  • hirslanden
  • andreas klinik
  • concordia
  • tarifstreit
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Zwei Direktorinnen für die beiden Genfer Hirslanden-Kliniken

Weil Gilles Rufenacht Generaldirektor des Flughafens wird, gibt es nun für Grangettes und La Colline neue Direktorinnen.

image
Gastbeitrag von Marco Gugolz

Zusatzversicherte: Die Mär von der Goldmine

Preisüberwacher Stefan Meierhans macht Stimmung gegen Zusatzversicherungen. Doch die offiziellen Zahlen des Bundes zeigen, dass sein Vorwurf einer Überversorgung nicht stimmt.

image

Massenentlassung bei Hirslanden «nicht vermeidbar»

Statt 80 Angestellten erhalten im Corporate Office in Zürich nur 56 eine Kündigung.

image

Wenn es Spitzenköche in die Spitalgastronomie zieht

Der Hirslanden-Koch Euloge Malonga ist Gewinner des Bocuse d’Or Schweiz, Robert Hubmann vom GZO Wetzikon hat einst die englische Königsfamilie bekocht.

image

Viktor 2023: «Ich freue mich auf die Bekanntgabe der Gewinner»

Hirslanden-CEO Daniel Liedtke ist in der Jury des Viktor Awards, zugleich unterstützt die Spitalgruppe die Aktion bereits zum zweiten Mal. Weshalb, sagt er im Interview.

image

Hirslanden streicht bis zu 120 Stellen

Betroffen sind ausschliesslich Jobs im Corporate Office in Zürich.

Vom gleichen Autor

image

«Genau: Das Kostenwachstum ist kein Problem»

Für FMH-Präsidentin Yvonne Gilli ist klar: Es braucht Kostenbewusstsein im Gesundheitswesen. Aber es braucht keine Kostenbremse-Initiative.

image

«Kein Mensch will Rationierungen»

Für Santésuisse-Präsident Martin Landolt würde die Kostenbremse-Initiative nicht zu Qualitätsverlust führen. Solange die Bundespolitik ihre Hausaufgaben macht.

image

«Die Spitäler sind selber schuld»

Santésuisse-Präsident Martin Landolt über defizitäre Spitäler, den Tardoc-Streit, ambulante Pauschalen und unnatürliche Kooperationen.